Pünktlich zum Start der Wanderung stieg die Sonne auf und wärmte nicht nur die Herzen…
Vom Bf. Griebnitzsee ging es zu den „Mauerspringern“ der Stubenrauchstraße. Zwei junge Männer (Ost) kletterten Anfang der siebziger Jahre mit Hilfe einer Teppichklopfstange über die Berliner Mauer, um von dort den Weg nach Südamerika anzutreten. Sie wollten Che Guevara auf seinem Weg zu einem anderen Südamerika unterstützen und hofften auf die Hilfe der „68er“. Die meinten in Berlin genug tun zu müssen und konnten nicht weiterhelfen. Unverrichteter Dinge kletterten sie auf dem gleichen Weg wieder zurück und harrten der Dinge, die dann wohl kommen mussten.
Durch den Düppeler Forst wanderten wir auf Berliner Seite vis-à-vis der Truman-, Churchill- und Stalin-Villen nach Klein Glienicke. Auf dem Böttcherberg ließ Prinz Carl von Preußen zum Gedenken an seine Lieblingsschwester Charlotte (der Zarin Alexandra Feodorowna – Gemahlin des Zaren Nikolaus) eine Loggia errichten.
Vorbei an der Matrosenstation Kongsnaes und über den Neuen Garten ging es durch das „Holländerviertel“ zur Militäreffektenhandlung Remlinger. Hier stattete sich vor mehr als hundert Jahren der Berliner Schuster Voigt mit einem Interimsrock für einen Hauptmann aus, „rekrutierte“ in Köpenick 10 Garde-Füsiliere, um mit ihnen die Stadtkasse zu stehlen. Preußischer Obrigkeitsgehorsam unterlag der Schlitzohrigkeit des mehrfach vorbestraften Schusters Voigt. Ebenso suchte der große Mozart nach einer Anstellung am Preußischen Hofe, um sein klägliches Salär aufzubessern. Er verbrachte Tage am Bassin Nr. 10 und schrieb an seine Frau Constanze: „Potsdam ist ein teurer Ort und ich muss hier auf eigene Kosten zehren.“
Über den Alten Markt erreichten wir unser Tagesziel, den Bahnhof Potsdam.
Steffen Hercher
DWV-Wanderleiter®