Unseren dritten Wandertag begannen wir mit der Fahrt im Schrägaufzug hinab von der Festung Ehrenbreitstein zum gleichnamigen Ortsteil von Koblenz, wo uns die Buslinie 9 direkt zum Koblenzer Hauptbahnhof brachte. Mit der RB 10 gelangten wir in gut 30 min nach St. Goarshausen, der Loreleystadt, um heute die „Königsetappe“ auf dem Rheinsteig zu erwandern. Bei schwülwarmen Temperaturen kein leichtes Unterfangen.

Wir erstiegen gleich unmittelbar hinter dem Bahnhof den ersten Hang, wo uns der Luisenpfad in Richtung Alte Haudererstraße brachte. In einer erklommenen Höhe von fast 200 m taten sich traumhafte Ausblicke auf St. Goarshausen rechtsseitig und St. Goars linksseitig vom Rhein auf.

Der weitere Weg führte uns zum idyllischen Dreiburgenblick, an dem uns ein über dem Rhein thronender Pavillon mit Sitzgelegenheiten empfing. Von hier eröffnete sich ein Blick auf die großartige Festungsanlage der Ruine Rheinfels auf der gegenüberliegenden Rheinseite, sowie zur Linken auf die Burg Katz und zur Rechten auf die Burg Maus. Die Anstrengungen des Anstiegs wurden allein schon durch diesen großartigen Rundumblick belohnt.

Nach einer kurzen Rast liefen wir über Rheinblick und Herschelberg Richtung Patersberg. Hier orientierten wir uns nach dem weiteren Verlauf des Rheinsteigs und mussten unter dem Einfluss von hochsommerlichen Temperaturen leider feststellen, dass der Weg nun wieder ausschließlich bergab verlief, um dann von der Altstadt St. Goarshausen wieder hoch auf das gleiche Niveau anzusteigen.

200 m bergab und 200 m bergauf, sie wurden uns glücklicherweise durch eine Einkehr im Außenbereich eines gutgelegenen Altstadtlokals mit ausgiebiger Flüssigkeitszufuhr etwas erleichtert. Wieder auf dem vorherigen Höhenniveau angekommen, führte der Weg auf dem Loreleyring durch Heide und weiter zur Sommerrodelbahn ‚Loreley-Bob‘ sowie der örtlichen Freilichtbühne. Auf der bereits 1939 erbauten Bühne traten bisher Stars wie Genesis, Die Toten Hosen, Herbert Grönemeyer, Peter Maffay, Marillion, Metallica, Gary Moore, Toto, Santana und Joe Cocker auf.

Ein Geschenk der koreanischen Partnergemeinde Jeju sind zwei Steinmänner auf dem Loreley-Plateau. Einer Einkehr im Außenbereich, des neben dem Besucherzentrum gelegenen Restaurants ‚Am mystischen Fels‘, konnten wir auf Grund der drückenden Temperaturen leider nicht widerstehen.

Erfrischt machten wir uns auf den Weg zum besagten mystischen Felsen. Das Plateau gleicht in Teilen noch immer einer Baustelle. Auf einem Bauzaunplakat prangt in großen Lettern „Hier entsteht bis 2019 ein neuer Kultur- und Landschaftspark“. Habe ich mich da in der Jahreszahl geirrt? Nun ja, seit Schönefeld weiß man, wie es in Deutschland zugeht…

Letztlich erfährt der Besucher, dass die Baumaßnahmen in Zusammenhang mit der 2029 stattfindenden BUGA stehen, wo der Loreley Felsen zum ‚Herzen der BUGA‘ werden soll. Diesbezüglich trifft man nun auch – statt naturbelassener Wege – auf eine Art von gepflasterter ‚Fußgängerautobahn‘, die zum Aussichtspunkt führt. An deren Abzweigungen warten ‚Sprechende Steine’ auf ihre Besucher.

Die diversen Ausblicke vom Felsen auf die berühmtberüchtigte Rheinenge und hinab ins Rheintal und darüber hinaus sind einfach grandios und kaum zu toppen. Der am Stromkilometer 555 gelegene Schieferfelsen, mit einer Höhe von 193,14 m ü. NN, gewährt einen fantastischen Bick auf St. Goarshausen und auf die Burg Katz.

Loreley ist auch der Name einer Nixe, die der Sage nach auf dem Felsen sitzt und mit ihrer Schönheit jeden Schiffer auf dem Rhein um den Verstand bringt, wodurch er mit seinem Boot ins Verderben treibt. Bei Heinrich Heine verunglücken die Schiffer, weil sie vom Gesang der Nixe betört und abgelenkt werden.

Nach dem Besuch des zweifellos größten Highlights auf dem Rheinsteig, beschloss ich, auf Grundlage von verantwortlichem Handeln als Wanderführer, hier die Tour vorzeitig zu beenden. Die für einen ‚Flachlandtiroler‘ herausfordernde Geländestruktur, in Verbindung mit den drückenden hochsommerlichen Temperaturen von gefühlten 34° in teils ausgesetztem Terrain, ließ dies für mich in Verbindung mit der fortgeschrittenen Zeit für angebracht erscheinen.

Wohlwissend, dass wir mit der Felsenkanzel, der Burg Herzogenstein und dem Pavillon Schwedenschanze weitere Höhepunkte auf der Etappe verlustig gingen. Und so fuhren wir vom Loreley-Plateau mit dem Bus 535, nicht ganz ohne Widerspruch, zum eigentlichen Endpunkt unserer Wanderung in Kaub.

Kaub, ein kleiner beschaulicher Ort mit mittelalterlichem Charakter, zieht sich unter den Weinbergen am Rheinufer entlang. Hoch oben thront mit der Burg Gutenfels die nächste Burg. Als ‚castrum cube‘ wurde sie um 1220 erbaut. Für ‚Herzog Vorwärts‘, dem Generalfeldmarschall Fürst Blücher, wurde in der Nähe des Rheinufers 1894 ein überdimensional großes Denkmal errichtet. Einst setzte Blücher hier mit über 60.000 Soldaten, 15.000 Pferden und 220 Geschützen der Schlesischen Armee dem zurück nach Frankreich flüchtenden Napoleon über eine errichtete Pontonbrücke nach.

Mitten im Rhein, auf einer kleinen Insel, liegt die fotogene ehemalige Zollburg Pfalzgrafenstein mit ihren schneeweißen Wänden. Sie ist nur mit einer Fähre erreichbar. Bis in die 70er Jahre war Kaub die größte Lotsenstation am Rhein und mit ca. 100 Lotsen besetzt.

Im ‚Biergarten am Pegelhaus‘, mit Blick auf die idyllisch gelegene Pfalzgrafenstein, stärkten wir uns und füllten den gesunkenen Elektrolythaushalt wieder auf.

Zurück ging es ab Kaub mit der RB 10 wieder nach Koblenz.

Bernd F. Bernhard
DWV-Wanderführer®

Weitere Impressionen finden sich in der Aufzeichnung dieser Wandertour bei komoot: https://www.komoot.de/tour/1174658425