Nach Zimmerreinigung, Bettwäscheversorgung und einem kräftigen Frühstück starteten wir am dritten und letzten Tag unseres Rad-Wanderevents auf Fischland-Darß-Zingst pünktlich um 09:00 Uhr vor den Toren der JHB Born-Ibenhorst.
Wieder führte unser Weg zunächst durch Wiesen und Felder in Richtung Born. In Höhe einer künstlerischen ‚Felddekoration‘, bestehend aus einem überdimensional großen Esstisch mit zwei Stühlen, bogen wir nach rechts auf den Weg zum Werre-Polder ab.
Das stürmische Wetter trug ergänzt durch einen nun einsetzenden Platzregen dazu bei, dass sich unsere Durchschnittsgeschwindigkeit bereits jetzt rapide herabsetzte. Die zusätzliche Verwendung von Regengamaschen wurde notwendig – sie konnten nicht schnell genug angelegt werden. Bei einigen Teilnehmern kam der erst hinterher geäußerte Gedanke ans Aufgeben in den Sinn.
Aber am Durchfluss vom Saaler Bodden in den Werre-Polder war zumindest der Spuk mit dem Platzregen vorbei und wir pausierten das erste Mal, um dabei die örtlichen Informationstafeln zu studieren.
So erfährt man hier, dass die Werre, eine flache Bucht des Saaler Boddens, ursprünglich mit einem Deich abgetrennt war und landwirtschaftlicher Nutzung unterlag. Im Zuge einer Renaturierung dient seit 2018 ein Teil der Polder-Werre als Überstaufläche und ein Sperrwerk sichert als Hochwasserschutz die verbleibenden Polderflächen.
Ansonsten ist dieser Radweg wunderschön gelegen und lädt bei gutem Wetter zu besten Tierbeobachtungen ein. Wir bogen schließlich zum Schifferberg bei Ahrenshoop ab, der uns einen weiten Blick über den Saaler Bodden gewährte. Kurz darauf erreichten wir die Ahrenshooper Schifferkapelle. Bei ihr handelt es sich um einen modernen, ganz aus Holz errichteten Kapellenbau mit Rohrdach. Ein modern gestalteter Glockenstuhl befindet sich separiert neben der Kirche.
Am Strandübergang 11 gönnten wir uns einen Blick über die stürmische Ostsee, bevor wir über die Ahrenshooper Dorfstraße weiter radelten und an der einst durchfluteten Grenze zwischen Darß und Fischland – dem Grenzweg – nach rechts abbogen. Dieser Grenzweg verkörpert darüber hinaus auch die historische Grenze zwischen Mecklenburg und Vorpommern, wobei Fischland zu Mecklenburg und der Darß zu Vorpommern gehört.
Dem Weststurm entgegen und auf einem zusätzlich ansteigenden Weg, kämpften wir uns mit den Rädern einige hundert Meter hinauf zum ‚Hohen Ufer‘, wo sich ein Künstler-Katen in die Dünen duckt und die Steilküstenstecke beginnt. Auf diesem hochgelegenen, teilweisen Single Trail eröffneten sich viele wunderbare Blicke über die aufgewühlte Ostsee, einem traumhaften Strand und auf die Naturgewalten.
Sie waren es auch, die uns streckenweise hier sehr zu schaffen machten. Wir waren froh über jede kleine Deckung in Form von Hecken, Büschen oder Baumgruppen. Oft waren es die silbergrauen Blätter des Sanddorns, die uns etwas Schutz boten. Gegenseitige Unterstützung durch Windschattenfahren oder durch Schieben seitens unserer E-Biker erleichterten uns das Vorankommen.
Schließlich erreichten wir Wustrow mit seiner Seebrücke, der wir einen ‚stürmischen‘ Besuch abstatteten. Danach erfolgte eine nicht weniger anstrengende, endlos anmutende Fahrt parallel zur Bäderstraße bis nach Dierhagen. Hier verabschiedete sich eine Teilnehmerin, um die im Vorjahr verpasste Wanderung durch das ‚Ribnitzer Großes Moor‘ anzutreten.
Der Rest der Gruppe überquerte die Bäderstraße und gelangte so zum Dierhagener Zeesenboothafen. Dieser am Westufer des Saaler Boddens gelegene Hafen mit seinen Kuttern und den historischen flachliegenden Fischer-Segelbooten ist immer wieder einen Besuch wert. Am Fischkutter stärkten wir uns mit fangfrischen Fischbrötchen und Getränken, bevor wir uns auf den Weg nach Ribnitz machten. Immerhin war vom dortigen Hafen für 14:20 Uhr unsere Rückfahrt mit dem ‚MS Swantefit‘ der Weißen Flotte terminiert. Dieses Motorschiff ist besonders zur Mitnahme von Fahrrädern prädestiniert.
Vorbei an idyllisch weidenden Pferdegruppen in den Boddenwiesen trafen wir auf den nächsten kleinen Sportboothafen in Dändorf. Mit einem Bogen über Hof Körkwitz näherten wir uns erneut dem Bodden und konnten bereits in der Ferne nicht nur die Silhouette von Ribnitz mit dem Kirchturm, sondern auch auf dem Wasser unseren Ribnitz ansteuernden Dampfer erkennen.
Zeitgleich mit der ‚Swantefit‘ trafen wir am Anleger in Ribnitz ein. Da die Abfahrt erst in einer Stunde erfolgen sollte, ließen wir uns in der Nähe vom Rathaus der Bernsteinstadt und der Marienkirche ein leckeres Eis munden. Nach fachmännischer Verladung unserer Räder auf dem Oberdeck, machten auch wir es uns hier bequem.
Kurz nach Auslaufen aus dem Hafen waren sie wieder da: bedrohliche dunkelgraue Schauerwolken, die einer Tornadoformation sehr ähnelten. Wie heißt es doch so schön? Eine Seefahrt, die ist lustig… und sie sollte doch immerhin weit über zwei Stunden bis nach Born andauern.
Eine ganze Weile ging es gut und wir ließen uns von der frischen Seeluft kräftig durchblasen. Fantastische Ausblicke zurück auf Ribnitz und die Uferregionen, wo wir zuvor noch entlanggeradelt waren, ließen sich genießen. Die seitlich auftreffenden Wellen türmten sich allerdings immer mehr auf und dann brach es los: Petrus Schleusen öffneten sich und zwangen uns schnellstmöglich hinab ins Unterdeck zu steigen, wo inzwischen die Fenster Besuch von den Wellen bekamen.
Kurz vor dem Anlegen im idyllischen Hafen von Ahrenshoop-Althagen, am Nordwestufer des Saaler Boddens, beruhigte sich das Wetter und machte es uns dadurch möglich, wieder das Oberdeck aufzusuchen. Nach dem Auslaufen querten wir zunächst den Saaler Bodden diagonal in Richtung Neuendorf Heide. Ab jetzt durchfuhr unser Kapitän in einer seemännisch anmutenden Meisterleistung urplötzlich eine Kette kleiner schilfbewachsener Inseln – die Neuendorfer Bülten – die den Saaler vom Bodstedter Bodden trennen.
Nach der Weite des Boddens musste jetzt als Kontrast bei Windstärke 8 die Enge einer flussähnlichen Passage bewältigt werden, die sich in Schlangenform vor uns erstreckte. Diese Passage zwischen den einzelnen Inselchen, wo dem Bootsführer oft nur wenige Zentimeter Platz zur Betonnung blieben, kann getrost als eine der attraktivsten der gesamten Boddenkette bezeichnet werden. Sie bietet fantastische Einblicke in eine unberührte und ursprüngliche Naturlandschaft. Einfach ein Traum, dem auch das Wetter nichts anhaben konnte.
Mit einer Kurve legten wir schließlich am Anleger von Born an, erhielten vom Personal unsere Räder über eine kleine Rampe herabgereicht und fuhren danach relativ zügig zur JHB in Ibenhorst, um dort die Räder für die Heimfahrt mit den Autos zu versorgen.
Im Dierhagener Hafen hatte ich für 18.00 Uhr Tische reserviert und so stärkten wir uns noch kräftig mit ausgesprochen leckeren Speisen für die bevorstehende Rückreise. Dabei ließen wir dieses Wanderevent kurz Revue passieren und damit in geselliger Runde ausklingen.
Bernd F. Bernhard
DWV-Wanderführer®
Weitere Impressionen finden sich in der Aufzeichnung dieser Tour bei komoot: https://www.komoot.de/tour/1195972486