Wir trafen uns am Ziel der heutigen Wanderung in Frankenfelde, ließen dort drei unserer Autos stehen und fuhren mit zwei weiteren Wagen zum Startpunkt der heutigen Wanderung in Pechüle, wo ich vorab die Teilnehmer über die uns erwartenden Gegebenheiten, aber auch über mögliche Gefahren informierte.
Für diese Veranstaltung, auf dem früheren Truppenübungsgelände, mussten die Teilnehmer vor dem Betreten des Geländes, wegen der noch vorhandenen Munitionsreste, eine Haftverzichtserklärung unterschreiben.
Danach brachen wir auf, um den Lebensraum Heide im Fauna-Flora-Habitat-Gebiet „Forst Zinna / Keilberg“ zu erkunden. Unser Weg führte uns zunächst auf den Keilberg, von wo man eine herrliche Aussicht genießen und bei entsprechendem Wetter bis zum Stadtrand von Berlin schauen kann.
Eine kurze Rast legten wir dort bei einer Sitzgruppe mit Tisch ein, die aus einem Baumstamm kunstvoll herausgesägt wurde. In den Abendstunden eignet sich dieser Platz hervorragend, um dem Treiben von Fledermäusen zuzuschauen oder ihre Stimmen mit dem Bat-Detektor einzufangen. Leider macht sich auch diesbezüglich ein Artensterben bemerkbar, an dem die immer mehr favorisierten Windkraftanlagen durch Fledermausschlag keinen geringen Anteil haben.
Auf wunderschönen Waldwegen erreichten wir einen weiteren großzügig angelegten Rastplatz, wo wir uns ausgiebig stärkten. Kurz darauf durchwanderten wir ein riesiges Waldbrandgebiet, das bereits zweimal in diesem Jahr für Aufsehen und Schrecken sorgte. Und in der Tat: Beidseits des Weges fanden sich verkohlte Erden, verkohlte Baumstämme, umgestürzte oder abgebrochene Bäume. Eine Landschaft wie nach einem Bombenangriff. Trotzdem ist es immer wieder erstaunlich, wie sich schon in kurzer Zeit die Natur erholt und ein neuer Lebensraum entwickelt.
Danach fanden wir Gräser, die der Heide oft Konkurrenz machen, wie das „Soldatengras“, das in Abständen in Reih und Glied wächst und durch ein zugespitztes Rhizom sich meist geradlinig unterirdisch seinen Lebensraum erobert, das kreisrund wachsende Borstgras sowie Flächen mit Silbergras gehören dazu und wurden von mir erklärt. Das spannende Zusammenwirken von Pilzen und Algen bei den Rentierflechten und ähnlichen Gebilden war für uns hoch interessant. Nur so können Pilze und Algen Standorte besiedeln, wo sie allein für sich nicht existieren könnten. Früher hielt man Flechten für Moose, heute weiß man, dass Flechten keine einheitlichen Organismen sind.
Auf unserem weiteren Weg begegneten wir verschiedenen Arten von Schrecken, Blindschleichen sowie Wolfslosungen und seine Fährten konnten wir entdecken. Danach wurden die Teilnehmer von mir angewiesen, mucksmäuschenstill und ausschließlich auf einer Fahrspur der Naturwacht sich bewegend durch das abendliche in voller Blüte stehende Heidegebiet, gleich einer Perlenschnur zu wandern. In der Ferne wies ich auf eine Nisthilfe für den Wiedehopf hin, der ansonsten in Baum- und Spechthöhlen sowie in Wurzel- und Mauernischen brütet.
Dieser Weg ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich, wurde von mir mit Ingo Höhne, Ranger der Naturwacht Brandenburg, aber abgelaufen. Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass dieses Gebiet für die Öffentlichkeit gesperrt ist und nur mit fachkundiger Führung betreten werden darf.
Ich informierte über die Pflegemaßnahmen zum Erhalt der Heide ausführlich. Es wird immer schwerer, Schäfer mit ihren Schafen zu gewinnen, die durch Verbiss zur Verjüngung der Heide beitragen und somit einer Verholzung entgegenwirken. Nicht zuletzt die vor Ort anwesenden Wölfe halten die letzten Schäfer mit ihren Tieren fern, wie mir Ingo Höhne im Vorjahr erklärte. So ist bislang nur noch ein Schäfer sporadisch auf der Fläche mit seinen Tieren unterwegs, gleichwohl eine Abwanderung der Wölfe zu beobachten ist. So sollen sich im Vorjahr nur noch zwei Tiere im Gebiet der Stiftungsfläche Jüterbog aufgehalten haben.
Eine letzte gemütliche Rast wollten wir am Seeufer eines idyllischen Sees einlegen und dabei auf den Mondaufgang warten. Dieser See, ebenso die mit Schilf bewachsenen Inseln, wurden von „Menschenhand“ erschaffen. Seine Existenz verdankt er dem Bau einer neuen Autobahn.
Aggressive Mückenschwärme überzeugten uns jedoch weiterzuziehen und geradewegs den Weg zu den abgestellten Autos zu suchen. Dabei war für ein kurzes Stück eine Landstraße zu belaufen, bei der meine Stirnlampe und die Taschenlampe einer am Ende der Gruppe laufenden Wanderfreundin uns bei nur mäßigem Verkehr absicherten. Zu einem kleinen Schrecken bei einigen Wanderfreunden führte auf den letzten Metern das Grunzen eines Wildschweines im danebenliegenden Maisfeld.
Schließlich holten wir die PKWs am Startpunkt unserer Wildnis-Wanderung ab, womit ein rundum gelungener Wandertag sein Ende fand.
Bernd Ferdinand Bernhard
Zertifizierter DWV-Wanderführer®
Zertifizierter Natur- und Landschaftsführer (BANU)
PS: Weitere Impressionen finden sich in der Aufzeichnung dieser Wandertour bei komoot: https://www.komoot.de/tour/1289573631