Die traditionelle Mondschein-Erlebniswanderung vom Märkischen Wanderbund fand diesmal nicht – wie im Vorjahr – beim Ostermond, sondern beim sich anbietenden Erntemond statt.
Nach Begrüßung der pünktlich eingetroffenen Wanderteilnehmer, von denen ein nicht unerheblicher Teil aus Berlin angereist war, machte ich die Wanderfreunde mit dem Ablauf der Wanderung bekannt. Danach führte ich die vierzehnköpfige Wandergruppe vom Ortsrand in Netzen zum gleichnamigen Seeufer.
Wir liefen weiter am Netzener See entlang und trafen so auf einen idyllischen Sitzplatz mit weitem Blick über dem ruhig daliegenden Gewässer. Danach wurde der „Einstich“, ein kleiner Bootshafen von Netzen, umrundet.
Nach einem herrlichen Erlen-Bruchwald, mit stellenweise feuchtglitschigem Boden und parallellaufend zur kanalisierten Emster, kam für uns schon der erste Rastplatz in Sicht, wo ich die Wanderer über die Besonderheiten der uns bald begegnenden Salzwiesen informierte.
Zuvor überquerten wir die Emster und erklommen den Vogelbeobachtungsturm am Strengsee, einem europäischen Naturschutzgebiet mit unzähligen Brut- und Rastplätzen verschiedenster Vogelarten. Neben anderen Wat- und Wasservögeln, teilen sich Silberreiher, Wildgänse und Kormorane hier ihre Rast- und Schlafplätze. Der Seeadler ist hier permanent zu Gast.
Auf der weiteren Wanderung in Richtung Rietzer See wurden die Salzwiesen mit ihrer einzigartigen Vegetation durchquert. So konnten noch zu dieser Jahreszeit Stellen mit gelbem Fingerkraut oder vereinzelt auch die Wiesen-Flockenblume bestaunt werden. Zurückgekehrt am Vogelbeobachtungsturm legten wir eine längere Brotzeit ein und genossen die Ankunft weiterer Kormorane.
Südlich des Emster Kanals wandte sich die Gruppe bei einem herrlichen Sonnenuntergang und langsam aufkommender Dämmerung wieder dem Rietzer See zu. Wir aktivierten die mitgeführten Knickarmbänder und zogen vorsorglich die Warnwesten an, denn die Jagdsaison war bereits am 01. September eröffnet worden.
So wanderten wir auf dem Hochwasserschutzdeich am Ufer des Rietzer Sees entlang und stoppten, bevor wir uns vom direkten Seeufer abwandten, für einen kurzen Moment. Dabei eruierte ich noch einmal die Zeit des Mondaufgangs. Und da war er schon! Kurz nach 19:15 Uhr stieg der nur ganz geringfügig „angeknabberte“ Erntemond (Vollmond war tags zuvor), der sich zunächst in rötlichem Licht präsentierte, über die peripheren Waldkronen.
Langsam hangelte er sich am Firmament höher und höher und nahm dabei wieder seine gewohnte Farbe an. Als Himmelslaterne begleitete er uns fortan auf dem Deich in Richtung Prützke. Wir verzichteten dabei ganz bewusst auf zusätzliche Leuchtquellen.
Zwischen Feldern und Wiesen führte ein gut ausgebauter Weg durch das FFH-Gebiet zwischen Weiden und einem Landwirtschaftsbetrieb zurück zum Ausgangspunkt in Netzen. Alle Teilnehmer waren erstaunt, wie gut sich das menschliche Auge – auch ohne technische Hilfsmittel – in der Dunkelheit orientieren konnte.
Zufriedene und wohlbehaltene Wanderteilnehmer verabschiedete ich kurz vor 21:00 Uhr in Netzen, am Startpunkt unserer heutigen Wanderung. Dabei lobte ich ihre Disziplin und die Harmonie der Gruppe, die selbst in der Dunkelheit mit flottem Fuß unterwegs war und wünschte allen Wanderfreunden eine angenehme Heimreise.
Bernd Ferdinand Bernhard
DWV-Wanderführer® und ZNLer
Fotos: Bernd F. Bernhard und Silke Düwert
Weitere Impressionen dieser Wanderung finden sich in ihrer Aufzeichnung bei komoot: https://www.komoot.de/tour/1330886925