Treffpunkt für die Tour war der Bahnhof in Götz. Eigentlich war für den Start trockenes Wetter angekündigt, aber der Regen begleitete uns eine ganze Weile auf unserer Wanderung. Zuerst ging es durch den Ort, der inzwischen nur noch wenige Bauruinen aufweist. Die Nähe zu Berlin und die Bahnverbindung machen den Ort attraktiv für Stadtflüchtlinge. Im Ortskern findet sich eine überbaute Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert, die auf die Geschichte des Ortes verweist. Bis zur Reformation gehörten sowohl Götz als auch Jeserig zum Kloster Lehnin.
Über einen Verbindungsweg, gesäumt von alten Obstbäumen und mit weitem Blick Richtung Havel, führt uns der Weg nach Jeserig. Auch hier findet sich eine Kirche aus dem 14. Jahrhundert. Weiter geht es entlang an Feldern, durch den Wald, vorbei an kleinen Seen und überfluteten Wiesen nach Schenkenberg. Dieser Ort fällt aus dem Rahmen, u.a. weil hier von 1832 bis 1849 die 6. Station der Königlich-Preußischen Optisch-Mechanischen Telegraphenlinie stand. Wer mehr über diese Zeit der Kommunikation von Berlin nach Koblenz erfahren möchte, kann dies über diese Websites tun: https://optische-telegraphie.de/6.html und http://www.telegraphenradweg.de/ueber-uns.html. Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Optische Telegraphie, Wolfgang Groch, wohnt in Schenkenberg. Bis zum 22. Mai 2024 findet eine Ausstellung „Signale vom Marienberg“ in der Friedenswarte auf dem Marienberg in Brandenburg statt, übrigens die 7. Station der Telepraphenlinie.
Nach einer kleinen Rast an der mit zahlreichen Infotafeln bestückten Station begeben wir uns auf die Spuren des Ortes Schenkenberg, der im Gegensatz zu den umliegenden Ortschaften nicht einmal 100 Jahre alt ist. Gegründet als Genossenschaft für Siedler aus dem Ruhrgebiet entwickelt sich der Ort zu einer Obst- und Gartenbausiedlung, nach 1945 zu einer LPG für Obstanbau. Von den zahlreichen Obstbäumen ist mittlerweile nicht mehr viel zu sehen und auch Schenkenberg gehört zu den stetig wachsenden Ortschaften an der Bahnstrecke Berlin – Brandenburg. Vorherrschend waren damals drei Haustypen mit großen Landflächen zu Beginn der Siedlungszeit, die noch immer gut zu erkennen sind. Inzwischen sind viele neue Häuser auf diesen Flächen dazugekommen und der Anbau von Gemüse zur Selbstversorgung ist zunehmend Teil der Vergangenheit. Leider haben sich in Schenkenberg zahlreiche „Gärten des Grauens“, wie der Botaniker Ulf Soltau sie so treffend nennt, ausgebreitet. Dies ist eine sehr bedauerliche Entwicklung in Zeiten des Klimawandels.
Zurück in der Landschaft vorbei an Feldern, über die der Blick wieder weit schweifen kann, nur unterbrochen von natürlichen Knicks, stoßen wir auf eine über 40 Jahre alte Kirschbaumanlage, ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Der Feldweg führt uns weiter nach Groß Kreutz, vorbei am Rinderzuchtmuseum und dem Schloss mit dem alten Ortskern. Da der Zug nur stündlich fährt, verzichten wir auf die Einkehr im Cafe Kirstein und begeben uns direkt zum Bahnhof, auch weil nach zeitweise sonnigen Abschnitten wieder eine Regenfront anrückt.
Maren Brodersen
DWV-Wanderführerin®