Die Wanderung startet in Bagow an der Bushaltestelle, gleich neben der Dorfkirche mit ihrer wechselhaften Geschichte. Schon vor dem 16. Jahrhundert erbaut wurde sie mehrfach zerstört, zuletzt 1907 durch einen Blitzeinschlag niedergebrannt und doch immer wieder aufgebaut. Zuerst führt uns der Weg zum Rundweg um den Bagower Bruch, dem wir aber nicht komplett folgen. Wir wandern durch eine Landschaft, die stark durch ihre eiszeitliche Vergangenheit geprägt ist. Gesäumt ist der Weg um den Bruch von Informationstafel zu der wechselvollen Geschichte während der Eiszeiten, die erstaunlich gut erhalten und sehr informativ sind. In dieser Landschaft bildete sich der Auenlehmschlick, der Rohstoff für den Tonabbaus, welcher um 1890 beginnt und nach einer Pause 1970 endet. Von den Ziegeleien in den umliegenden Orten, die den Ton verarbeiteten, ist nur noch wenig zu finden. Auffällig sind aber die zahlreichen Ziegelwege, auf die wir immer wieder stoßen.
Mitten im Wald findet sich eine Wegkreuzung, die in fünf Richtungen führt. Wir nehmen den Weg durch den Wald Richtung Riewend. Gleich am Ortsrand befinden sich mehrere Holzhäuser, die auch in Kanada stehen könnten. Sie wurden um 2008 gebaut und bieten den Bewohnern einen großartigen Blick auf den Riewendsee, der Teil der Beetzseerinne ist. Dieser ist gleich Teil mehrerer Schutzgebiete. Er liegt vollständig im Natur- und Sternenpark Westhavelland sowie im Landschaftsschutzgebiet Westhavelland, im europäischen SPA (Special Protection Area)-Gebiet Mittlere Havelniederung und im FFH (Fauna-Flora-Habitat)-Gebiet Beetzsee-Rinne und Niederungen.
Hinter dem Dort biegt der Weg ab Richtung Slawenburg. Der Name Riewend ist ursprünglich slawisch Revat und bedeutet übersetzt „brausender tosender See“. Als wir die Slawenburg am Rande des Sees erreichen und das Wellenspiel dort beobachten, da kommt so eine Ahnung auf, dass der Name durchaus treffend ist. Sonne, Wind und Wolken begleiten uns während der gesamten Wanderung.
Weiter geht es über einen Hochdeich, auf dem sich allerlei Wildkräuter finden. Es kommt zu einem regen Austausch und Empfehlungen darüber, welche Kräuter essbar sind und vor allem wann. Der April ist eine ideale Zeit zum Pflücken und so wird von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen einiges probiert. Nach fast unberührter Natur kommen wir an eine fast barock anmutende Baumschulenanlage, quasi das Gegenstück von Natürlichkeit. Auch der folgende Feldweg ist wieder gesäumt von Wildkräutern und so wird weiter probiert und gefachsimpelt. Die letzte Strecke führt vorbei an Rapsfeldern, am deren Rand ein Bauwagen mit Bienenstöcken steht. Kurz bevor wir den Ort Päwesin erreichen, fällt unser Blick auf die andere Uferseite des Riewendsees, wo die Holzhäuser stehen. Es ist wirklich eine sehr schöne Wohnlage. Im Ort selbst wandern wir vorbei an gut sanierten Häusern und dem Märkischen Hof, ein repräsentatives Vierseitgehöft aus dem Jahr 1880, von dem der STALL zu einem Kultur– und Kunststall saniert und ausgebaut wurde. Aktuell finden dort einige Konzerte im Rahmen der Havelländischen Musikfestspiele statt. Unser Ziel ist die Klosterbäckerei Backwahn. Hier steht am Sonntagnachmittag bereits eine lange Schlange an, die von einer Nonne mit einem Erfrischungsgetränk versorgt wird. Ein Teil der Wanderinnen nimmt die Wartezeit in Kauf und wird mit leckerem Kuchen belohnt. Der Bus fährt ohnehin erst in über einer Stunde. Die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr am Wochenende ist leider ein Manko in dieser wunderbaren Umgebung.
Maren Brodersen
Zertifizierte DWV-Wanderführerin®
Zertifizierte Natur- und Landschaftsführerin (BANU)