Der Naturparkverein Hoher Fläming e.V. und die LAG Fläming-Havel organisierten gemeinsam nun schon die 20. Folge ihrer gleichnamigen Veranstaltungsreihe und gut 20 Teilnehmer fanden sich am Treffpunkt ‚Flämingbahnhof Bad Belzig‘ ein. Diese Expedition setzte sich nicht nur aus Natur- und Landschaftsführern des Märkischen Wanderbundes, sondern auch aus Natur- und Kulturführern sowie Akteuren aus dem Tourismus zusammen.
Heute galt es den Naturpark Zarth (sorbisch: Teufelswald) in seiner Vielfalt an Natur und Kultur noch besser kennenzulernen, die ein oder andere unbekannte Ecke zu entdecken, einen Einblick in neue Projekte und Organisationen zu erhalten, Inspirationen und Ideen für eigene Angebote zu sammeln, sich auszutauschen, zu vernetzen und weiterzubilden. Die Flüsse Nuthe und Nieplitz sind Namensgeber des Naturparks Nuthe-Nieplitz. Der Teufelswald bietet verwunschene Orte und gehört zu den letzten Resten natürlicher Laubmischwälder im Baruther Urstromtal.
Nach Eintreffen des Busses in der Teuenbrietzener Sernowstraße stießen wir auf den heutigen Expeditionsleiter Ingo Höhne von der Naturwacht Nuthe-Nieplitz, der zunächst durch mehrere Kurzfahrten mit seinem Naturwacht-Bulli die Teilnehmer zum Eingang des NSG Zarth brachte.
Auf unserer Wegstrecke informierte Ingo, dass es sich beim Zarth um ein Quell- und Durchströmungsmoor handelt, welches durch Druckwasseraustritt an den südlichen Randbereichen des endenden Flämings gespeist wird. Das Naturschutzgebiet wurde 2007 vom Vogelschutzkomitee e.V. für die Naturwacht erworben. Auf eine forstwirtschaftliche Nutzung der Moor-, Auen- und Bruchwälder wird weitgehend verzichtet. Eine Vielzahl von Fauna und Flora ist hier heimisch geworden, für die vor Ort hervorragende Lebensbedingungen gegeben sind.
Abseits erlaubter Wege führte uns der Ranger hinein in bewachsene Moorzonen, den sogenannten Niedermoorwiesen. Sie sind sehr artenreich und bieten seltenen und vom Aussterben bedrohten Pflanzen- und Tierarten einen Lebensraum. Unter einer Pfeifengraswiese befindet sich Torf und man kann ohne viel Kraftaufwand in die Tiefe stechen. Anschaulich wurde ein ‚Wackelpeter-Effekt‘ präsentiert, der durch das in die Höhe springen des Rangers den Boden unter uns regelrecht wabern ließ. Durch Einstechen eines Messpfahles wies Ingo dann nach, dass wir uns nur 50 cm über dem Wasserkörper mit dem darunter befindlichem Torfniveau befanden. Naturnahe Moore können durch die Quellfähigkeit der Torfe und die Fähigkeit zum Aufschwimmen der Vegetation große Wassermengen speichern.
Ein männlicher Aurorafalter im Wiesenschaumkraut konnte ebenso beobachtet werden, wie eine kleine Sumpfbiberfamilie, die schnellstens Zuflucht in ihrer ‚Burg‘ suchte. Eine durchschnittliche Biberburg misst bis zu 6,00 m im Durchmesser und ca. 1,80 m Höhe, teilte uns Ingo Höhne mit. Auch klärte er uns über die örtlichen Pflege- bzw. Mähmaßnahmen zur Erhaltung der Niedermoorflächen auf. Die Mähaufgaben können nur durch spezielle Raupenfahrzeuge erbracht werden, da herkömmliche Landwirtschaftsmaschinen durch ihre Schwere versinken würden. Wir fanden auch Schachtelhalmarten, die sich hier weitflächig mit ihren Rhizomen ausbreiten. Ohne derartige Pflegemaßnahmen würden die feuchtesten Bereiche ebenfalls von Erlen- und Eschenwäldern eingenommen.
Wir nahmen uns auch die Zeit und verweilten für einen Moment ruhig, um den diversen Vogelstimmen zu lauschen: Immerhin sind im Zarth 92 Brutvogelarten, darunter 5 Spechtarten, mit dem Mittelspecht als eine „Urwaldart“ heimisch. In den unzugänglichen Erlenbrüchen brütet der Kranich ungestört und selbst der Eisvogel, der Pirol, Eulen, Kraniche und Weißstörche bis zum seltenen Schwarzstorch fühlen sich hier wohl. Der Biber unterstützt als tierischer Wasserbau-Ingenieur die Bemühungen zum Moorschutz.
Abschließend ging es mit dem Bus nach Bardenitz, wo wir in einem örtlichen Hofladen bei einem kleinen Empfang mit Kaffee und Kuchen Interessantes über die Wildverarbeitung erfuhren. In dem über Generationen betriebenen Familienbetrieb, der auf Grund seiner hervorragenden Qualität seine Kunden bis nach Potsdam und Berlin beliefert, wurde uns auch die körperlich anstrengende Arbeit des Zerlegens von Wildbret, seine Verwertung und Verarbeitung nahegebracht. Viele Teilnehmer deckten sich anschließend im Hofladen gleich mit frischen Produkten ein.
Dank gebührt Katja Draeger vom Naturparkverein Hoher Fläming und Uta Hohlfeld von der LAG Fläming-Havel für die hervorragende Organisation dieser Bildungsreise, ebenso wie Naturpark-Ranger Ingo Höhne, der kurzweilig über die örtlichen Naturgegebenheiten informierte.
Bernd F. Bernhard
DWV-Wanderführer und ZNLer
Weitere Impressionen zu dieser Expedition finden sich in der Tourenaufzeichnung bei komoot: https://www.komoot.com/de-de/tour/1519391702
Hier verlinke ich zum hervorragenden Artikel ‚ZARTH: KLEINES NATUR-PARADIES FÜR WILDTIERE‘ im Magazin ‚Freiheit für Tiere‘: https://freiheit-fuer-tiere.de/artikel/zarth-kleines-natur-paradies-fuer-wildtiere.html#:~:text=Das%20Naturschutzgebiet%20wurde%202007%20vom,Wei%C3%9Fst%C3%B6rche%20bis%20zum%20seltenen%20Schwarzstorch.