Wir starteten gegen 09:30 Uhr vom Hotel in Marne mit dem die Gruppe mehr als zufrieden war. Die Räder konnten zudem über Nacht in einem verschlossenen Raum untergebracht werden. Auch eine Stromversorgung für E-Biker war vorhanden.

Ferner gab es ein schmackhaftes und ausreichendes Frühstück zur Stärkung für den Tag. Dieses, vom NOK weiter entfernt gelegene Hotel kam erst zum Zuge, nachdem das ursprünglich am Stadtrand von Brunsbüttel gebuchte Hotel die Reservierung wegen Insolvenz storniert hatte. Übrigens in heutiger Zeit leider kein Einzelfall!


So aber kamen wir auch in den Genuss, bis hoch zum Elbtrichter an der Nordsee zu radeln, wo sich schon einmal diagonal von Cuxhaven die großen Pötte präsentierten. Deshalb wählten wir auch heute erneut den Weg wie am Abend zuvor und gelangten so zurück zur Schleuse in Brunsbüttel.

Eine von mir bei komoot konzipierte über 92 km lange Strecke bis nach Rendsburg stand incl. der Anfahrt zum NOK für den heutigen Tag bevor und ließ bei manchem Teilnehmer vorab schon Bewältigungsängste entstehen. Diese Streckenlänge gründete nicht zuletzt auf meinen Umplanungen, die sich anhand von recherchierten Umleitungen auf Grund von Baustellen am NOK, zuzüglich der weiteren Anfahrt aus Marne ergaben.

Immerhin spielte das Wetter mit und wir bekamen durch Rückenwind Unterstützung. Aufkommende Zweifel versuchte ich auszuräumen, da ja nicht gewiss war, ob wir nicht doch noch ziemlich geradlinig am NOK entlangfahren konnten, was sich später nur mit kleinen Ausnahmen auch bestätigen sollte.


Den Anstoß für diese Radwanderung lieferte mir das von Michael Moll im Droste-Verlag erschienene Buch ‚30 Radtouren in Deutschland, die man einmal im Leben gemacht haben muss‘. Moll kommt bei seiner vorgestellten Route allerdings auf 325 km und orientiert sich dabei meist an die örtlich ausgeschilderte Wegführung des NOK, die den Radwanderer oftmals in weiten Bögen mit dem interessanten Hinterland vertraut macht.

Meine Planung zielte allerdings darauf ab, in möglichst kurzer Zeit, mit wenigen Übernachtungen, das Land zwischen Nordsee und Baltischem Meer zu durchqueren. Und so wählten wir den nördlichen Versorgungsweg, der auch für Radfahrer und Fußgänger freigegeben ist. Zunächst passierten wir die 44 m hohe Brücke der B5 bei Brunsbüttel. Vorbei an Kudensee und dem Büttlerkanal unterquerten wir schließlich das imposante Bauwerk der Eisenbahn-Hochbrücke bei Hochdonn.


Immer wieder trifft man auf Fähren, die das Süd- mit dem Nordufer des NOK verbinden und auf Grund der einstigen Verfügung des Kaisers ihre Dienste kostenlos anbieten. Schließlich wurde der einstige Kaiser-Wilhelm-Kanal von ihm vorangetrieben, um die neuen deutschen Kriegsschiffe der Nassau-Klasse schnell von Kiel nach Bremerhaven verlegen zu können.

In Höhe der Kanalfähre Hohenhörn machten wir Rast und kehrten im Biergarten des direkt am Wasser gelegenen Cafés ‚Kanal 33‘ ein. Ein Geheimtipp für Schlemmermäuler. Hier trifft gut und günstig tatsächlich zusammen und ich kann die hausgemachten Torten nur bestens empfehlen. So verwöhnte ich meinen Gaumen mit einer wahrlich guten Eierlikörtorte, die mit einer schmackhaften Sahnegarnierung aufwartete und nicht etwa mit einer Dosensahne… Hier können sich Interessierte auch zu einem Einsteiger-Tortenkurs anmelden.


Unter der Hochbrücke Hohenhörn hindurch, über sie verläuft die A 23, radelten wir weiter zur Grünentaler Hochbrücke, wo bald darauf wir den Gieselaukanal und die gleichnamige Schleuse passierten. Auf der anderen Seite des Gieselaukanals kehrten wir zurück zum NOK. Vorbei an einem herrlich gelegenen Biotop kamen wir zu einer einladenden Schutzhütte, von wo wir endlich die ersten großen Pötte beobachten konnten.

Zuvor waren uns nur englische Patrouillenboote der Archer-Klasse vom Manöververband der Übung BALTOPS Baltic Operations 2024 begegnet, die sich auf dem Rückweg durch den NOK befanden. Zu dem US United States-geführten maritimen Großmanöver hatten das United States European Command und die United States Naval Forces Europe and Africa vor allem NATO-Partner eingeladen.


In Höhe der Lotsenstation Schülp wurden wir Zeuge, wie Lotsenboote an den riesigen Containerschiffen längsseits gingen und die Lotsen während der Fahrt an einer Strickleiter diese erklommen. Auf dem schmalen Landstrich zwischen Eider und Nord-Ostsee-Kanal begegneten wir Kolonien von Graugänsen und kurz vor Rendsburg der mit 501,53 m längsten Bank der Welt. Nun begaben wir uns auf kürzestem Weg zu unserem Hotel, das den Namen der Stadt Rendsburg trug. Wir wurden hier herzlich begrüßt und vom Chef zum gesicherten Räderabstellplatz geführt.

Nach einer kurzen Erfrischung auf den Zimmern begaben wir uns nun zu Fuß in Richtung Kanaltunnel, der Fußgängern und Radfahrern ermöglicht, auf die andere Kanalseite zu gelangen. Dabei beeindruckte uns die Sauberkeit des 1965 erbauten Tunnels, der eine Länge von 130 m aufweist und dessen Oberkante der Röhre auf –17,88 m NN liegt. Zwei Aufzüge und vier Rolltreppen mit fast 66 m Gesamtlänge ermöglichen das Hinunter- und Hinaufkommen im Tunnel.


Gut gestärkt beim ‚Griechen‘, der dem Tunnelausgang gegenüber sein Restaurant Korfu betreibt, begaben wir uns auf einen kleinen Verdauungsspaziergang, um anschließend mit der Rendsburger Schwebefähre zurück ans andere Kanalufer zu gelangen. Für weitere Informationen verlinke ich hier an: https://www.ostsee.de/ausflug/schwebefaehre.php

Bestens gesättigt und müde steuerte der Großteil unserer Gruppe die Betten im Hotel an. Lediglich zwei Damen machten sich noch auf den Weg, um die abendliche Altstadt von Rendsburg in Augenschein zu nehmen…

Bernd F. Bernhard
Zertifizierter DWV-Wanderführer®
Zertifizierter Natur- und Landschaftsführer (BANU)

Weitere Impressionen zu dieser Radtour finden sich in der Aufzeichnung bei komoot: https://www.komoot.com/de-de/tour/1677364468