Mal vorausgestellt: Wie bereits im Vorjahr, hat mein Handy unmittelbar nach der Einkehr an der Vorstadtschleuse gestreikt und falsche Daten bei komoot gespeichert, während die unten verlinkte Aufzeichnung von Wanderfreundin Diana perfekt funktionierte. Auf dem gesamten Weg nach Saaringen nervte die Ansage: ‚Schwaches GPS-Signal, Aufzeichnung wird fortgesetzt, schau auf die Karte, der Cursor kann an der falschen Stelle sich befinden…‘
Um 9:00 Uhr traf sich die von 46 Anmeldern kurzfristig auf neun Teilnehmern reduzierte Wandergruppe vor dem Hbf. Brandenburg. Wanderfreund Dirk hatte dabei den längsten Anfahrtsweg, stieß er doch aus Leipzig mit dem RE zu uns.
Offensichtlich gelingt es mir perfekt, diese Tour immer mit einer Extremwetterlage zu kombinieren. Gab es im Vorjahr gewittrigen Platzregen, so waren wir diesmal ab Mittag auf freiem Feld der gleisenden Sonne bei 32° im Schatten ausgesetzt. Sicher ein Grund, warum sehr viele Anmelder ihre Teilnahme absagten…
Nichtsdestotrotz wollten die der Hitze trotzenden Wanderfreunde nicht nur Historisches zu einzelnen Bauwerken der Stadt erfahren, sondern sich begierig auch an der Suche nach Loriots versteckten, plattnasigen und gehörnten Waldmöpsen beteiligen. Sie wurden im Gedenken an den Brandenburger Ehrenbürger Vicco von Bülow im Stadtgebiet „ausgewildert“.
Der Weg führte zunächst durch die Bahnhofspassage und Kleine Gartenstraße zur Kirchhofstraße, in die wir nach rechts abbogen. Wir überquerten danach gemeinsam den Havelkanal über die gläserne Paulibrücke. Sie ist ausschließlich Fußgängern und Radfahrern vorbehalten. Seit April 2011 verbindet die Brücke den Hauptbahnhof mit der Innenstadt.
So standen wir auch bald vor dem ehemaligen Dominikanerkloster St. Pauli. Es beherbergt heute das Archäologische Landesmuseum und bietet mit seinen wunderschönen Glaskunst verzierten Räumen eine Möglichkeit zur Anmietung für Musikveranstaltungen und Hochzeiten. Hier trafen wir auf unseren ersten Waldmops. Danach begaben wir uns Richtung Nordosten. Über Paulinen- und Steinstraße gelangten wir zur Kirche St. Katharinen, einer dreischiffigen Hallenkirche im spätgotischen Stil und größte Kirche der Stadt. Einst war hier König Gustav Adolf vor seiner Überführung nach Schweden aufgebahrt.
Wenige Meter weiter stießen wir auf den Fritze-Bollmann-Brunnen, der einem Brandenburger Original gewidmet ist. Von ihm ist das bekannte Spottlied auf den ehemaligen Barbier bekannt, der auf dem Beetzsee aus seinem Angelkahn gefallen sein soll: „In Brandenburg uff´n Beetzsee, da liegt een Äppelkahn und darin sitzt Fritze Bollmann mit seinem Angelkram…“.
Rechts und links neben dem knapp 29 m hohen Neustädter Mühlentorturm begegneten uns weitere drollige Waldmöpse. Hier konnten wir einen herrlichen Blick über den sich in einer Ausbuchtung verlaufenden, recht breiten Stadtkanal und dem sich dahinter präsentierenden Dom St. Peter und Paul werfen und begaben uns auf einen weit ins Wasser reichenden Steg mit Pavillon.
Nun wanderten wir über den Mühlendamm, mit der Bootsschleppe an der „Näthewinde“, hinüber auf die Dominsel. An der Gabelung St. Petri / Domlinden befand sich ein weiterer Waldmops vor Skulpturen der griechischen Mythologie: Es sind die Nymphe Galateia und die sie umgebenden drei Tritonen, halb Mensch halb Fisch. Wir bestaunten eines der ältesten Gebäude der Stadt: die Kapelle St. Petri, bevor wir uns in den Hof des Doms St. Peter und Paul, der „Mutter aller märkischen Kirchen“, begaben. Er wurde 1165 aus roten Backsteinen errichtet. Von der ‚Himmelsbrücke‘, die den Domstreng überspannt, warfen wir noch einen Blick auf das sehr ansprechend restaurierte „Bootshaus“ und dem dahinterliegenden Dom.
Wir umrundeten den ‚Packhof‘ entlang am Triebwerkskanal und der Brandenburger Niederhavel, die wir über die Jahrtausendbrücke querten, um vorbei an der Kirche St. Johannis in den Humbodthain mit seiner großen Waldmops-Parade zu gelangen. Am Plauer Torturm ging es vorbei zu unserem nächsten Ziel: Das Altstädtische Rathaus mit seinem Roland. Vor dem Rathaus befindet sich ein weiteres Fotomotiv. An einem Brunnen richtet sich diesmal ein possierlicher Mops auf, als wolle er aus dem Brunnen saufen. Wie seine Artgenossen ist er etwa 50 cm groß und aus Bronze gegossen. Nicht wenige von ihnen fanden leider neue „Besitzer“.
Hier ein Link zu der informativen Seite „Denkmale, Skulptur und Plastik in Brandenburg (Havel)“: https://www.brunnenturmfigur.de/index.phpcat=Figur%20und%20Relief%2F%C3%BCberall%20in%20Deutschland&page
=Brandenburg%20%28Havel%29
Auf der Wallpromenade gelangten wir zum Rathenower Torturm und der Ev. Kirche St.-Gotthardt. Die Marina „Schoners Wehr“ in der Krakauer Straße steuerten wir über Mühlentorstraße und Grillendamm an, wo wir eine Reihe von herrlichen Sumpfzypressen passierten.
Pünktlich um 11:45 Uhr kehrten wir in der Gaststätte der Marina ein, wo ich Plätze auf der überdachten Terrasse am Wasser reserviert hatte. Koch „Thomas“ bereitete uns ebenso pünktlich eine hervorragende regionale Kost, sodass wir unseren Zeitplan sicher einhalten konnten. Schon der Duft, der aus der Küche verströmte, ließ uns das Wasser im Munde zusammenlaufen…
Schließlich verließen wir angenehm gestärkt, bei merklich steigenden Temperaturen ‚die Wiege der Mark‘. Über die Brücke der Vorstadtschleuse liefen wir mehr oder weniger parallel zur L91, der Krakauer Landstraße, in Richtung Klein Kreutz. Leider versperren hier über weite Bereiche Grundstücke eine direkte Wanderung entlang an der Havel. Kurz vor Klein Kreuz wechselten wir die Straßenseite und begaben uns über einen Feldweg zur im Stile einer Saalkirche errichteten Dorfkirche von Klein Kreutz.
Hinter Klein Kreutz führte der Weg weiter Richtung Saaringen durch den ‚Grünen Tunnel‘, der uns den ersehnten Schatten für kurze Zeit spendete. Dieser Weg verläuft auf der ehemaligen Bahntrasse der Westhavelländischen Kreisbahnen und verband einst die Ortschaft Roskow mit Brandenburg. Heute führt dort ein schmaler Weg entlang eines grünen Fließes, umrahmt von einem ebenso tunnelartigen Grün.
Danach erreichten wir wieder die Havel und wanderten bei sengender Hitze auf einem schmalen Pfad im freien Gelände zwischen Uferbewuchs und Maisfeldern in Richtung der sich am Horizont zeigenden Häuser von Saaringen.
Als willkommener Rastplatz diente hier der mit Bäumen beschattete Spielplatz des Ortes, dem eine wunderschöne Badebucht vorgelagert ist. Wir füllten den Flüssigkeitsbedarf mit dem Rest unserer mitgeführten Getränke wieder auf und einige Wanderinnen kühlten sich im Havelwasser die Füße. Nach einem Studium der Busanbindungen kam die Gruppe überein, die noch restlichen vier Kilometer bis Weseram aufgrund der extremen Wetterlage sich zu schenken.
Der zusätzliche Vorteil bestand in einer kürzeren Rückfahrt mit der Buslinie 558 von Saaringen Dorf, die uns nun in nur 25 min., statt von Weseram in einer guten Stunde, zum Hbf. Brandenburg beförderte. Unsere ‚heiße‘ Wanderung beendeten wir allerdings nicht, ohne zuvor noch einen Blick auf die ‚Scheunenwohnung‘ des einstigen Hippies und jetzigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zu werfen.
Bernd F. Bernhard
DWV-Wanderführer
Der Link führt zu meiner Tourenaufzeichung mit weiteren Impresionen bei komoot: https://www.komoot.com/de-de/tour/1846196941
Hier der Link zu der kompletten und korrekten Tourenaufzeichnung von Wanderfreundin Diana: https://www.komoot.com/de-de/tour/1846190518
Hier meine ursprünglich geplante Tour bis Weseram: https://www.komoot.com/de-de/tour/1240930146