Sagenhaft grenzenlos war auch eine kleine Gruppe aus dem Märkischen Wanderbund Fläming-Havelland e.V.  vom 16. – 22.09.2024 bei herrlichem Wetter unterwegs, um das Eichsfeld auf Schusters Rappen zu erkunden. Mit Steffen Hercher, Bernhardt Mainzer, Hartmut König und Sonja Betker hatten wir gleich vier echte Wanderprofis in unserer 9-köpfigen Truppe. Zwei von ihnen brachten als Mitglieder der Wimpelwandergruppe ein Jahr nach dem 112. DWT im Fläming, den Wimpel des Deutschen Wanderverbandes zu Fuß aus Bad Belzig nach Oberstdorf im Allgäu, wo 2013 der DWT stattfand. Dabei legten sie in 36 Etappen 1.011 km zurück. Eine unglaubliche Leistung von Steffen und Bernhardt, an die an dieser Stelle erinnert sei. Und mit Hartmut und Sonja hatten wir außerdem noch zwei frisch ausgebildete Wanderführer an der unserer Seite; mehr geht nicht!

Dank der exzellenten Vorbereitung der gesamten Tour durch unseren erfahrenen Wanderleiter Steffen, konnten wir fünf tolle Wanderungen unternehmen und so das Eichsfeld kennenlernen. Sagenhaft grenzenlos und kaum zu glauben war, dass die Wandergruppe Hercher vom Märkischen Wanderbund Fläming-Havelland e.V. mit dieser Leistung den 3. Platz in der Kategorie Standortwanderungen beim DWT  belegte und öffentlich auf der großen Bühne in Heiligenstadt ausgezeichnet wurde.

Die „Hansteinrunde“, unsere erste Wanderung, unternahmen wir am 17.09.2024. Diese führte uns rund um die Burg Hanstein, eine der berühmtesten und interessantesten mittelalterlichen Burganlagen in Mitteldeutschland, zur Teufelskanzel, wo wir einen herrlichen Blick ins Tal der Werra genießen konnten. Wir legten insgesamt ca. 12 km zurück.

Am 18.09.2024 starteten wir zur „Schifflersgrundrunde“, eine Wanderung über ca. 12 km, die am gleichnamigen Grenzmuseum begann und endete. Die Tour führte auf dem Kolonnenweg entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze, heute ein Teil des Grünen Bandes Thüringen, ausgestattet mit Informationstafeln über die bewegte Geschichte der deutschen Teilung.

Am 19.09.2024, unserem dritten Wandertag, absolvierten wir in der „Ibergrunde“, einen abwechslungsreichen Erlebnisweg für die ganze Familie. An der Maienwand und der Elisabethhöhe gibt es die schönsten Aussichtspunkte auf die Region und wir konnten den Blick auf die Wanderhauptstadt Heilbad Heiligenstadt genießen, kamen am geschichtsträchtigen Kurfürstenstein vorbei und betraten sogar einen der zahlreichen Kreuzwege im streng katholischen Eichsfeld auf dieser wunderbaren Rundwanderung, bei der wir ca. 14 km zurücklegten.

Abends stand dann noch ein besonderer Höhepunkt auf unserem Programm, die Eröffnung des 122. DWT im Vitalpark von Heiligenstadt mit dem herzlichen Empfang der Wimpelwandergruppe. Ihre Mitglieder hatten den Wimpel des Deutschen Wanderverbandes zu Fuß mehr als 500 km aus Fellbach auf der Schwäbischen Alp, dem Austragungsort des 121. DWT, bis ins Eichsfeld getragen. Dieses Ritual der Wanderbewegung wird gern mit dem Eintreffen der Olympischen Flamme zur Eröffnung der Olympischen Spiele verglichen.

Wir erlebten gemeinsam mit rund 2.000 Teilnehmern eine wunderbare Eröffnungsfeier voller Emotionen, mit hochrangiger und gut gelaunter Politprominenz. Der Thüringer Ministerpräsident, die Präsidentin des Thüringischen Wanderverbandes, die Landrätin und Bürgermeister fanden tief gehende und vor allem wertschätzende Worte für die Gastgeber und die Wanderer aus ganz Deutschland, bevor der Präsident des Deutschen Wanderverbandes den Wandertag im Eichsfeld offiziell eröffnete. Für eine großartige kulturelle Umrahmung sorgten die „Future Voices“, ein unglaublicher Chor mit 100 stimmgewaltigen jungen Menschen, die sich in die Herzen des Publikums sangen.

Der vierte Wandertag war der 20.09.2024. Wir starteten, wie schon am Vortag, auf dem Park- und Rastplatz Neun Brunnen und machten uns auf den Weg zur „Wartebergrunde“, einem der TOP-Wanderwege im Eichsfeld. Durch Wald und Feld, bergauf und bergab erreichten wir den Warteberg mit dem Mittelpunkt Deutschlands. Der Blick über weite Felder fast bis zum Inselsberg in Thüringen war unser Lohn. Ein riesiges Gipfelkreuz ragte in den blauen Himmel, umgeben von einem einladenden Rastplatz mit Stempelstelle und erstklassigen Informationsstelen. Unser Rundweg führte zur Antoniuskapelle und von dort bergab über den um 1750 entstandenem Kreuzweg in einer einzigartigen Bergahornallee, bevor wir den Ort Geisleden im Tal erreichten, dann an einem Bachlauf, den Forellen folgend, durch herrlichen Mischwald liefen, und nach ca. 14 km wieder am Ausgangspunkt ankamen.

Sonja nahm am gleichen Tag für unseren Wanderverein an der Verbandswanderung in Regie des Deutschen Wanderverbandes teil und berichtete am Abend in unserem Wanderquartier, einem Landgasthof in Neu Eichenberg, lebhaft und sehr beeindruckt über diese gelungene Veranstaltung. Sie nutzte die Zeit zum „Netzwerken“, knüpfte in Gesprächen Kontakte zu anderen Wandervereinen und war sichtlich stolz, weil sich auch nach 12 Jahren noch viele gern an den Deutschen Wandertag im Fläming erinnern.

Bei unserer fünften und letzten Wanderung am 21.09.2024 begaben wir uns auf die „Scharfensteinrunde“, ein weiteres Highlight in unserer Wanderwoche. Startpunkt war die Burg Scharfenstein. Ein Wegepunkt des Pilgerweges Volkerode – Loccum. Die Tour führte über naturbelassene Wege im Wald und in der Feldflur, bevor wir an einer kleinen Kapelle, der Wüstung Steinhagen, Rast machten. Im Gepäck hatten wir frisches Gehacktes und Stracke, köstliche regionale Spezialitäten, die wir uns schmecken ließen. Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein und ein frischer Wind waren unsere Begleiter. Und immer wieder bescherte uns dieser Rundweg herrliche Blicke in alle Himmelsrichtungen. Auf dem Anstieg zum Galgenkopf hatten wir noch ein tierisches Erlebnis,bevor wir kurz hinter Kreuzebra in eine wunderbare Kastanienallee einbogen, die den Weg zurück zur Burg zu etwas ganz Besonderem werden ließ. Am Ende des Tages hatten wir auch wieder 14 km in den Beinen.

Auf allen unseren Wanderungen trafen wir auf Wandergruppen aus allen Teilen unseres schönen Landes. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir noch das Dreiländereck bei Hohengandern, wo sich heute Niedersachsen, Hessen und Thüringen berühren und nach der Wiedervereinigung gute Nachbarn geworden sind. Noch immer treffen sich hier auf diesem umstrittenen Platz drei Pfarrer unterschiedlichen Konfessionen zum gemeinsamen traditionellen Skatspiel.

Mit der Teilnahme am großen Festumzug der Wanderer aus ganz Deutschland durch Heiligenstadt am Sonntag, dem 22.09.2024, endete eine unvergessliche Zeit. Nun ziert der Wanderwimpel aus dem Eichsfeld den Wimpelbaum des Märkischen Wanderbundes Fläming-Havelland e.V. Ein großes Dankeschön geht an die Wandergruppe „Flinke Füße“ aus Brück, die unsere Reihen stärkte. So wurde aus dem Fähnlein der wenigen aufrechten noch eine richtige Wandergruppe.

 

Fazit:

Wir waren in der Tat fünf Tage lang gemeinsam „sagenhaft grenzenlos“ im Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal unterwegs. Bernhardt, der seine Kindheit und Jugend in dieser Region verbrachte, bereicherte unsere Touren mit seinem Insiderwissen und verblüffte uns immer wieder mit seinen enormen Geschichtskenntnissen.

Wir hatten bei unseren Wanderungen sagenhaft grenzenlose Erlebnisse, sagenhaft grenzenlose und wunderbare Gespräche, nehmen sagenhaft grenzenlose Eindrücke mit nach Hause und wollen auch im nächsten Jahr wieder gemeinsam wandern um diese nun schon viele Jahre währende Tradition zu erhalten.

Eveline Vogel und Steffen Hercher