Der Märkische Wanderbund hatte heute zu einem Stadtrundgang durch Jüterbog eingeladen. Vierzehn Wanderer folgen Bernd Ferdinand Bernhard und mir auf dieser historischen Tour.

Jüterbog, im Jahre 1007 erstmalig von Thietmar von Merseburg erwähnt, hat in der mittelalterlichen Geschichte stark mitgemischt, erhielt 1174 als zweite Stadt des heutigen Landes Brandenburg das Stadtrecht und wurde 1179 bei einem Einfall der Slawen zerstört. Auch den Dreißigjährigen Krieg hat die Stadt nicht unbeschadet überstanden, obwohl sie nicht direkt von Kämpfen betroffen war. Die Pest, die zeitweise Einquartierung von Wallensteins Soldaten, Plünderungen und Hungersnöte dezimierten die Stadt. Vor dem Dreißigjährigen Krieg hatte Jüterbog über 4.000 Einwohner, am Ende nur noch 300.

Wir starten unseren Spaziergang nach einem Gruppenfoto an der hölzernen Güterlok Johanna am Bahnhof Jüterbog gegen 11.40 Uhr. Es geht zunächst auf etwas langweiliger Strecke durch die stark befahrene Schloßstraße an Fünfzigerjahre-DDR-Wohnhäusern vorbei. Erst als wir den Schloßpark erreichen, wird es etwas interessanter. Wir verlassen die Hauptstraße und kommen zum Freibad neben dem Blanken Teich im Süden der Stadt.

Das nächste Ziel und das erste Highlight ist dann die Liebfrauenkirche und Stadtkirche Sankt Marien, im 12. Jahrhundert von Erzbischof Wichmann von Magdeburg in Auftrag gegeben. Eine Holzfigur des Bischofs finden wir am Ausgang des Kirchhofs. Nebenan befindet sich auch ein sowjetischer Ehrenfriedhof.

Am Heiliggeistplatz entdecken wir eine Holzfigur von Johann Tetzel, einem berühmt-berüchtigten Ablassprediger, der ab 1517 auch in Jüterbog seine Ablassbriefe verkaufte. Ein Teil des Geldes sollte für den Aufbau des Petersdoms in Rom sein, der Rest diente Tetzel und seinen Freunden zum üppigen Lebensunterhalt. Dieser Ablasshandel war der Anlass für Luthers 95 Thesen in Wittenberg und die Reformation.

Wir laufen nun an der ehemaligen Stadtmauer entlang und entdecken Wehr- und Pulvertürme, die früher an der zum größten Teil nicht mehr vorhandenen Stadtmauer standen. Am Wehrturm Schulstraße biegen wir in die Schulstraße ein und kommen zur katholischen Hedwigskirche von 1893. Nebenan steht die Tetzelkapelle aus dem 14. Jahrhundert, in der der Prediger seine Gelder sammelte. Der berühmte Tetzelkasten steht heute in der Nikolaikirche aus dem 15. Jahrhundert, die wir als nächstes erreichen. Leider sind die Türme heute eingerüstet und die Kirche ist geschlossen, so dass wir den Tetzelkasten nicht sehen können.

Aus Zeitgründen muss ich die Tour jetzt etwas umbauen und das Neumarkttor außen vor lassen, damit wir pünktlich unsere Einkehr erreichen. Wir laufen durch die Nikolaikirchstraße zum Markt und bewundern dort das Rathaus aus dem 13. bis 15. Jahrhundert.

Genau eine Minute vor 13.00 Uhr stehen wir dann vor der bekanntesten Lokalität der Stadt, dem Gasthaus „Schmied zu Jüterbog“, benannt nach einem alten Märchen, aufgeschrieben von Ludwig Bechstein. Hier machen wir es uns gemütlich und genießen das gute Essen.

Durch das Zinnaer Tor verlassen wir dann die Altstadt und laufen durch die Schillerstraße zum ehemaligen Mönchenkloster für Zistersienserinnen aus dem 16. Jahrhundert. Heute findet man dort neben der Kirche ein Museum und in der Kirche eine Bibliothek.

Am ehemaligen DDR-Kino Schauburg und am Goethe-Schiller-Gymnasium vorbei verlassen wir nun die Stadt und wenden uns dem Schloßpark zu. Hier gab es nie ein Schloss, aber eine slawische Burg und an derselben Stelle eine mittelalterliche Burg gab es einst. Wir laufen am Karpfenteich und am Schloßteich vorbei und folgen dann dem Graben 87 auf dem Wilhelm-Kempff-Weg. Gegen 15.50 Uhr kommen wir dann wieder bei Johanna am Bahnhof an.

Das Ganze war eine spannende und historienbelastete Tour durch eine alte Stadt. Das Wetter hat gut mitgespielt, wenn auch der angekündigte Sonnenschein ausblieb.

Heiner Majewski
Stellv. Vorsitzender des MWB

Zu weiteren Impressionen verlinke ich zu den komoot-Aufzeichnungen von : komoot.com/de-de/tour/1959311406
und Bernd Ferdinand: https://www.komoot.com/de-de/tour/1958621161