Na, das fing ja wirklich wieder gut an. Kalt, ein wenig und stürmisch schon, aber trocken ging es diesmal in etwas größerer Runde ins neue Jahr. Vom Hbf. Potsdam liefen wir auf einem beinahe vergessenen Radweg nach Hermannswerder.
Die wechselvolle Geschichte des alten Tornow startete bereits unter dem Großen Kurfürsten. Unter Friedrich II gelangte der Lohgerber Elias Daniel Itzig zu Ansehen und wurde vom König zum obersten Repräsentanten der Juden in Preußen bestimmt. Von Friedrich Wilhelm II wurde er sogar zum „Hofjuden“ ernannt und wurde mit seinen bürgerlichen Rechten allen christlichen Untertanen des Königs gleichgestellt.
Später gelangte der Teppichfabrikant Hoffbauer zu großer Wohlhabenheit und beschloss gemeinsam mit seiner Frau Clara diese Vermögen der Gemeinheit bereitzustellen. Es wurde ein Spittal, Wohn- und Werkstätten für behinderte Erwachsene, eine Schule und gar eine Kirche errichtet.
Nach 1945 bezog die Rote Armee den Westteil der Insel und betrieb hier ein Lazarett.
Auch die Kirchenführung der evangelischen Hoffbauerstiftung ging durch wechselvolle Zeiten im 3. Reich, in der DDR und auch heute. Eine fundierte Ausstellung auf Freilufttafeln verdeutlicht diese Geschichte.
An der Landeskalibrierstrecke werden noch heute alle in Brandenburg eichpflichtigen Theodoliten geprüft. Ihre Wurzeln liegen im 1931 gegründeten Reichsamt für Landesaufnahme und dem unweit beheimateten „Preußischen Geodätisches Institut“.
Dem königlichen Feldjäger Klass der den Schüssen zweier „Wild jagenden“ Soldaten erlag wurde hier im Wald ein Stein gesetzt.
Der Barchent und Kanevasmachermeister Martini betrieb am Templin Martinis Bleiche. Später bewirtschaftete Arnold Diedrich Tamm hier eine einfache Holzwirtschaft bis gegen 1834 preußische Förster hier eine kleine Tabagie, ein Ausflugslokal – sozusagen im Nebenerwerb betrieben. Das war die Geburtsstunde des „Forsthauses Templin“. Ja und weil`s so schön war, entschlossen sich viele der eh schon großen Gruppe die Heimreise nach Potsdam nicht mit dem Bus, sondern weiterhin zu Fuß anzutreten. Nach 17 km erreichten wir unseren Startpunkt in Potsdam wieder.
Steffen Hercher
Zertifizierter DWV-Wanderführer®
Zertifizierter Natur- und Landschaftsführer (BANU)