Eine illustre Gesellschaft von motivierten Radwanderern traf sich heute in der Funker Stadt Nauen um zu einer Runde durchs Havelland aufzubrechen. Das anvisierte Ziel am Ende der Havellandrunde, die uns über gut 55 km führen sollte, war das Gelände vom entstehenden Semnonendorf Gannahall. Hier wollten wir uns mit einer Wandergruppe des MWB unter Leitung von Wanderfreund Heiner Majewski treffen. Unsere Altvorderen begingen am 21. März das Fest der “Frühjahrs-Tag- und Nachtgleiche” und nannten es Ostara – Ein Feuer der Freude zum Winteraustreiben…

Für weitere Informationen verlinke ich hier auf die Seiten des Semnonenbundes:

https://www.gannahall.de/veranstaltungen/ostara-25/

Unsere Route führte uns zunächst von Nauen über den Havellandradweg in Richtung Ribbeck (Birnbaum zu Ribbeck). Wir erkundeten hier die historische Umgebung und wurden dabei mehrfach mit der Birne konfrontiert. Schloss Ribbeck und der Originalstamm des Birnenbaumes, der in der Dorfkirche zu besichtigen ist, waren begehrte Fotomotive.

Auf einer fast autofreien Straße zwischen Ribbeck und Groß Behnitz gelangten wir zum Groß Behnitzer See, den wir am Nordufer über einen parallelverlaufenden Waldweg passierten. Über den kaum befahrenen Ribbecker Weg und Vorwerk kam Klein Behnitz mit seiner interessanten Fachwerkkirche von 1779 in Sicht.

Es folgte eine historische Ziegelstraße, im Fischgrätmuster verlegt und Anfang des 20. Jahrhunderts mit Ziegeln aus dem nahegelegenen Bagow erbaut. 1,5 km ‚Back To The Roots‘, um anschließend durch den Wald auf herrlichem Asphalt zu gleiten.

Wir rasteten in Bollmannsruh am Wasser, wo wir leider weder im Seehotel noch im nahegelegenen Café Fritze einkehren konnten. Das Café öffnet seine Pforten erst im April, während das Seehotel wegen einem Betreiberwechsel nur Hotelgäste bedient. So suchten wir uns einige rare Plätzchen, die uns vor dem stärker werdenden Ostwind mit seinen teils heftigen Böen einigermaßen Schutz gewährten und verzehrten unseren mitgebrachten Proviant.

Bollmannsruh liegt am Nordwestufer des nördlichsten Seenbeckens des Beetzsee. Einer Geschichte nach trafen sich 1927 in der alten Kantine der Ziegelei mehrere Jäger. Diese benannten den Flecken in Bollmannsruh nach Fritze Bollmann, einem 1901 verstorbenen Barbier aus Brandenburg an der Havel, der unfreiwillig zum Brandenburger Original erklärt wurde und einem Spottlied nach im Beetzsee ertrunken sein soll. (Wiki)

Bei fortschreitender Zeit kämpften sich unsere Bio-Biker auf dem Rückweg nach Nauen gegen einen kräftezehrenden Gegenwind an. Den kurzen Ausflug auf naturbelassene Wege beendeten wir bald, als uns nicht nur die Warnung vor einem freilaufenden Bullen begegnete, sondern uns der ausgetrocknete Weg mit märkischem Sand zum Absteigen zwang.

Auf nun wieder bestem Straßenbelag kamen wir zum heutigen Landgut Stober, dem alten Borsig-Gut. Einst sollen sich hier die Verschwörer vom Kreisauer Kreis getroffen haben. Heute ist das hervorragend erhaltene Gut ein Hotel, am wunderschönen idyllischen Groß Behnitzer See gelegen.

Auf einem gutzufahrenden Asphaltweg zwischen Groß Behnitz und Quermaten, der die weiten Felder des Havellandes quert und damit auch dem Wind nichts entgegenzusetzen hatte, kamen wir zur L 91 und passierten über eine Brücke die Bahnstrecke Berlin-Hannover. Nun dauerte es nicht mehr lange und wir erreichten auf einem Radweg parallel zur Straße Nauen. Vorbei am in norddeutscher Backsteingotik errichteten Rathaus und durch die vom Kriegsgeschehen weitgehend verschonte Innenstadt trafen wir wieder auf den Bahnhof von Nauen.

Ein zu verlockender Ort für viele Teilnehmer, um sich umzuorientieren und vorzeitig die Heimfahrt anzutreten. So fuhr ich nur mit einer erheblich dezimierten Radlergruppe zum eigentlichen Highlight des Ausfluges ins Havelland: dem Semnonendorf, dass das Winteraustreiben heute mit einem Feuer der Freude begehen wollte. Dabei verfehlten wir die Wandergruppe von Heiner nur um wenige Minuten und trafen auf die wenigen noch verbliebenen Wanderfreunde.

Mit hereinbrechender Dunkelheit ergab sich wieder das mystische Feeling, das mich schon bei der Sonnenwendfeier im Dezember stark berührte. Feuerstellen und Illuminationen sowie eine Kultband mit einer Feuerjonglage sowie zünftig gekleidete ‚Semnonen‘ ließen den Besucher in die Zeit der Altvorderen eintauchen. Eine aus Lehm errichtete Feuerstelle in einem Germanenhaus sorgte bei den aufkommenden tieferen Temperaturen für kuschlige Wärme. Für das leibliche Wohlbefinden sorgten Bier, Met und Rostbratwurst sowie Steak. Zum allgemeinen Bedauern musste leider auf Grund der heftigen Windböen das Spektakel des Großen Feuers ausfallen.

Schließlich machte ich mich zusammen mit Wanderfreund Olaf, als die letzten der Übriggebliebenen, zum Bahnhof in Nauen auf. Dabei half er mir mein schweres E-Bike samt der Gepäcktaschen zum Bahnsteig hochzuhieven, da die Aufzüge wieder einmal viel zu klein bemessen waren. Dafür sei ihm nochmals herzlich gedankt. Am Zoologischen Garten trennten sich dann auch unsere Wege…

 

Weitere Impressionen finden sich in der Tourenaufzeichnung bei komoot
von @Heiner: https://www.komoot.com/de-de/tour/2112944866
von komoot.com/de-de/tour/2112918285
von  : https://www.komoot.com/de-de/tour/2113111342

 

Bernd F. Bernhard
Zertifizierter DWV-Wanderführer®
Zertifizierter Natur- und Landschaftsführer (BANU)
Spezialisiert auf Mehrtages-, Nacht- und Radwanderungen