Nach unzähligen kurzfristigen Absagen begrüßte ich heute, bei kühlerem, aber immerhin noch heiterem Wetter, sieben Radwanderfreunde aus allen Richtungen Berlins und aus Potsdam. Besonders erfreut war ich über eine 82jährige Radwanderfreundin, die fulminant die Strecke mit all ihren Anstiegen und bergab-Passagen auf dem ‚Panoramaweg Werderobst‘ meistern sollte. Dafür schon vorab mein großes Bravo und Chapeau, liebe Brigitte.
Da mir beim Empfang am Bf. Borkheide schon zugetragen wurde, dass sich einige Teilnehmerinnen vorzeitig aus der Tour verabschieden werden, schlug ich vor, zunächst zum in der Nähe des Bahnhofs gelegenen Flugplatz Marsfeld zu radeln, was von mir ursprünglich am Ende der Tour angedacht war. Vor Ort vollzog Hans Grade am 17. Oktober 1909 mit seinem selbstgebauten Eindecker, der „Libelle“, den Flug für den „Lanz-Preis der Lüfte“, wozu Zuschauer sogar aus Berlin anreisten, und erfüllte dabei alle notwendigen Bedingungen.
Heute lassen sich hier neben einer Iljuschin Il 18, auch eine Kamow Ka-26 sowie eine Let Z-37, bekannt als ‚Gelber Düngerstreuer‘, bestaunen. Sie wurden auf dem Marsfeld als Hans-Grade-Museum zu seinen Ehren platziert. Ein Videofilm mit historischen Aufzeichnungen der Luftfahrtgeschichte, einschließlich der waghalsigen Landung der IL-18 am 16. November 1989 auf der Grasnarbe, vervollständigt den Museumsbesuch.
Nach einer Fahrt über den Europaradweg R1, der uns durch Beelitz-Heilstätten führte, erreichten wir den Malerort Ferch am wunderschönen Schwielowsee. Wir umfuhren auf der westlichen Seite den See, um dann nach Glindow zu gelangen. Leider machen Wurzelaufbrüche auf dem Radweg die Fahrt nicht ganz so gemütlich, wie sie hier einmal war.
Auf Grund der Verzögerung beim vorgezogenen Museumsbesuch, aber auch durch das angepasste Tempo der uns begleitenden Bio-Biker, änderte ich hier spontan meine Tourenplanung für einen Teilbereich der Strecke, den wir nun in umgekehrter Richtung unter die Räder nahmen. So bogen wir nicht gleich zum Panoramaweg ab, sondern steuerten zunächst direkt den Fischerhof Kühn am Plessower See an.
Wegen der zu beachtenden Ladenschlusszeit, der am Sonnabend bereits um 14:00 Uhr erfolgt, hatten wir dadurch wieder genügend Muße um auf dem Gelände vom Fischerhof, direkt am Seeufer platznehmend, die Seele bei herrlichem Sonnenschein baumeln und uns die leckeren Fischbrötchen in aller Ruhe schmecken zu lassen.
Guuuut! gestärkt fuhren wir danach über die Glindower Chausee und bogen nach links in die Havelobstallee ein. Wir gelangten über nicht unerhebliche Anstiege und rasante Abfahrten, vorbei an einem rosaroten Blütentraum, sowie einer weiten Sicht über das wellige Havelland, hinauf zum Fuchsberg bzw. Telegrafenberg.
Der hier befindliche ‚Preußische optische Telegraf‘ war ein zwischen 1832 und 1849 zwischen Berlin und der Rheinprovinz bestehendes telegrafisches Kommunikationssystem, das amtliche und militärische Nachrichten mittels optischer Signale über eine Entfernung von 588 Kilometern übermitteln konnte. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Preu%C3%9Fischer_optischer_Telegraf
Danach nahmen wir entlang der Glindower Alpen nochmals Kurs in Richtung Petzow am Schwielowsee, wo wir das Schloss ansteuerten und in großem Bogen den örtlichen, von Peter Joseph Lenné konzipierten Schlossgarten durchstreiften.
Über den wunderschön angelegten Radweg mit Bohlenbrücken, vorbei an einer behäbigen Bisonherde, näherten wir uns erneut dem Malerort Ferch, wo wir diesmal kurz nach dem Ortseingang zum Seeufer abbogen.
Wir folgten dem Uferweg bis zur Marina Ferch und legten erneut eine kurze Rast ein. Ein weiter Blick über den sich in seiner gesamten Länge präsentierenden Schwielowsee bot sich uns dar, um danach über Kammerode und dem neuen Radweg zum Spargel- und Erlebnishof Klaistow zu fahren. Hier deckten sich einige Radelfreunde mit Spargel ein und nahmen kurz das abwechslungsreiche, gut besuchte Arenal in Augenschein.
Mit einem kurzen Abstecher durch Borkwalde, wo sich die größte Holzbau-Siedung außerhalb Skandinaviens befindet, näherten wir uns wieder dem Ausgangspunkt unserer Tour in Borkheide. Die verbliebene Radlergruppe überbrückte im Fliegerheim bei einem kühlen Getränk die Zeit, bis die Regionalbahn RE7 sie wieder in ihre heimatlichen Gefilde brachte. Meine Konzeption der Strecke fand beim Abschied allgemeine Anerkennung.
Weitere Impressionen zu dieser Radtour finden sich in der Aufzeichnung bei komoot: https://www.komoot.com/de-de/tour/2140146052
Bernd F. Bernhard
Zertifizierter DWV-Wanderführer®
Zertifizierter Natur- und Landschaftsführer (BANU)
Spezialisiert auf Mehrtages-, Nacht- und Radwanderungen