Unsere Wanderung startet in Ketzür an der Bushaltestelle, die mitten im Ort liegt. Zuerst gehen wir zur Mosterei Ketzür oder Mostmanufaktur Havelland, wie sie auch heißt. Der Hofladen ist geöffnet und einige von uns versorgen sich mit einer kleinen Flasche Saft, die dort produziert und über einen „Verkaufsschrank des Vertrauens“ auch am Wochenende angeboten werden. Geöffnet ist der Hofladen nur in der Woche und er bietet in Kooperation nebenbei Produkte anderer regionaler Produzenten an (mal mehr, mal weniger). Der Saft wird auch in diversen Bio- und Supermärkten angeboten. Im Herbst ist hier u.a. die Lohnmosterei in Betrieb.

Danach geht es weiter zum Beobachtungsturm der Stiftung Kranichland an der Kute von Ketzür. Hier wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts, wie auch anderen Orten in der Region, Ton abgebaut. Davon zeugen zahlreiche, mit Ziegeln gepflasterte Wege. Natürlich besteigen wir den Turm und genießen die Aussicht auf das Naturparadies für Vögel. Auf dem Weg Richtung Gortz, unserem nächsten Ziel, sehen wir einige Störche über die Wiesen stolzieren. Zahlreiche Storchennester sind in der Region belegt und wir können nur hoffen, dass der Sommer nicht zu heiß wird, damit es für die Jungstörche ausreichend Futter gibt.

 

 

Bevor wir Gortz erreichen, wird der Weg sehr sandig. Es ist sichtbar, dass es in den vergangenen Tagen wenig bis gar nicht geregnet hat. In der Ferne sehen wir die Spargelfelder des Domstiftsgut Mötzow, die sich bereits auch auf der anderen Seite des Beetzsees ausgebreitet haben. Hinter Gortz führt ein Weg durch die Felder und Wiesen, anfangs beschattet durch einen dichten Knick. Diese „lebenden Zäune“ oder „Waldränder“ erhielten ihren Namen durch ihre Behandlung. Damit sie schneller dicht wurden, hat man die Büsche alle paar Jahre seitlich angeschnitten oder herausragende Zweige umgeknickt. Danach folgt ein Weg durch blühende Rapsfelder auf beiden Seiten und das Gelb der Blüten und der Duft sind überwältigend. Bevor wir die Felder verlassen, stoßen wir noch auf einen Soll bzw. ein Toteisloch. Diese in ehemals vergletscherten Gebieten auftretenden Kessel, oft von Bäumen und Sträuchern gesäumt, sind ein Phänomen der Jungmoränenzeit, durch die diese Region im Westhavelland geprägt ist. Sie sind, insbesondere wenn sie noch Wasser führen, ein ideales Biotop für Amphibien.

 

 

Nachdem wir die Felder hinter uns gelassen haben, führt der Weg zum Gutshof Kieck, durch einen lichten Wald, in dem es gleich ein paar Grade kühler ist. Der Biohof zeichnet sich durch seine naturnahe Tierhaltung und ökologische Landwirtschaft aus und er bietet uns die Möglichkeit, auf der Terrasse des Cafes eine kleine Pause bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen einzulegen. Gut gestärkt geht es weiter, wieder ein Stück durch den Wald. Bevor wir das Marzahner Fenn erreichen, hören wir Kraniche rufen, die wir aber noch nicht sehen können. Auch wenn wir nur eine kleine Gruppe sind, die Kraniche haben uns längst gehört und kurz danach sehen wir sie auf der Wiese stehen. Das Fenn ist ein Gletscherzungenbecken, welches zu Zeiten der Weichselkaltzeit entstand. Es liegt im Natur- und Sternenpark Westhavelland sowie im Landschaftsschutzgebiet Westhavelland, im europäischen SPA (Special Protection Area)-Gebiet Mittlere Havelniederung und im FFH (Fauna-Flora-Habitat)-Gebiet Beetzsee-Rinne und Niederungen. Für Kraniche ist diese kaum besiedelte Region mit seinen Wasserläufen, Seen und kleinen Teichen ein ideales Brutgebiet. Die Landschaft ist zudem geprägt durch Stauchmoränen in Form kleinerer aneinandergereihter Hügel wie z.B. dem Fuchs-, Eich- oder Rabenberg. Alle diese „Berge“ sind selten höher als 70m. Vorbei am Fichtenberg, 57m hoch, geht es wieder durch Felder, geschützt von Knicks auf beiden Seiten des Weges geradewegs ans Ziel. Gleich am Ortseingang befindet sich unsere Bushaltestelle Radewege Nord.

Leider sind die Orte in diesem Teil des Westhavellandes nur in der Woche relativ gut an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen. Aus diesem Grund hat die Wanderung an einem Freitag stattgefunden.

Maren Brodersen
Zertifizierte DWV-Wanderführerin
Zertifizierte Natur-und Landschaftsführerin (BANU)