Die ausgerechnet für diesen Wandertag angekündigten 30° konnten meine dreizehn Wandergäste nicht davon abhalten, an dieser außergewöhnlichen Wanderung, die uns in die Dunkelheit der Nacht führen sollte, teilzunehmen. Es reisten Wanderfreundinnen sogar aus Tangermünde und der Lutherstadt Wittenberg zu diesem Event an.

Wir trafen uns um 14:00 Uhr an der Dorfkirche in Phöben, wo wir die PKWs abstellten. Der Bus 632 brachte uns zum Bahnhof Werder. Hier bot sich beim Warten auf den RE1 genügend Zeit, um die Wanderfreunde mit ersten Hintergrundinformationen zu der bevorstehenden Wanderung zu versorgen.

 

Gruppenfoto vor der Dorfkirche Götz

Um 16:30 Uhr starteten wir schließlich vom Bahnhof Götz unsere Wanderung. Wir durchquerten den sich gut entwickelnden kleinen Ort. Vor der ev. Dorfkirche, die unter Denkmalschutz steht, schoss ich das erste Gruppenfoto.

 

Obstbaumallee in Richtung Götzer Berge

Über die mit prachtvollen Obstbäumen gesäumte Schulstraße nahmen wir Kurs in Richtung Götzer Berge. Beim Anstieg machten sich bei mir dann die 30°, trotz beschattetem Weg, doch ‚nachhaltig‘ bemerkbar. Deshalb ersparte ich mir dieses Mal die Besteigung des Aussichtsturmes und überließ dies der fitteren Wandergruppe…

 

Aussichtsturm Götzer Berg, Foto Frank Meyer

Entspannt erfolgte nun der Abstieg und der nachfolgende Weg führte uns durch das Labyrinth der Deetzer Erdelöcher, ein Relikt aus einer Zeit, wo hier Ton abgebaut wurde. Sie lieferten von 1850 – 1950 den Rohstoff für Ziegel, die in der Region gebrannt und vor allem über die Havel nach Berlin transportiert wurden. Heute sind sie mit Wasser gefüllt und bilden ein Mosaik aus kleinen und großen Seen, ein traumhaftes Biotop.

 

Biotop der Erdelöcher (ehemalige Tongruben)

Die pünktliche Einkehr im ‚Havelstübchen‘ diente dem notwendigen Auffüllen des Wasser-Elektrolyt-Haushaltes, dem mit interessanten Varianten von selbstkreierten Limonaden und Fassbrausen entsprochen werden konnte. Selbstgebackener Kuchen, u. a. Rhabarber-Erdbeere (eine Art Rührkuchen) als auch Heidelbeere-Schmand trugen zur Steigerung des Energiehaushaltes für die noch verbliebenen 16 km bei…

 

Angleridyll an den fischreichen Erdelöchern

Am Ortsrand von Deetz konnte mit der Kipplore ein weiteres Relikt aus der Tonabbauzeit besichtigt werden. Gut gestaltete Informationstafeln ließen den Betrachter in die früheren Zeiten eintauchen.

Über die Ziegeleistraße passierten wir einen Teil von Deetz, um dann bald zum Trebelberg abzubiegen. Diese, im Vergleich zum Götzer Berg, kleine Anhöhe zieht sich jedoch auf dem Havelradweg über einige hundert Meter, die selbst bei nachlassender Hitze mir langsam die Puste nahmen. Willkommen, nahm ich mit einer weiteren Wanderin den freiwerdenden Rastplatz auf der Anhöhe für eine kleine Verschnaufpause entgegen.

 

Sonnenuntergang am Trebelsee

Bald darauf erreichte die Wandergruppe den Havelstrand ‚Am Alten Hafen‘, wo wir eine längere Rast am Havelufer des Trebelsees einlegten, um dort mit einem bezaubernden Sonnenuntergang über dem Wasser belohnt zu werden.

 

Abendstimmung am Trebelsee

Nach kleiner Abkühlung im flachen Havelwasser wurden die Reste der mitgeführten Brotzeit verzehrt und wir machten uns bei moderateren Temperaturen auf den Weg in die langsam aufziehende Dunkelheit.

Dafür umschwärmten uns nun Unmengen von kleinen ‚Blutsaugern‘, die nur durch intensiv eingesetztes Mücken- und Zeckenspray an ihrer Mahlzeit gehindert werden konnten.

 

Sonnenuntergang über der Havel

Auf dem Haveldeich zwischen Havel und einem uns begleitenden Wassergraben zur Regulierung des Wasserstandes der Feuchtwiesen überquerten wir die L 86 an der Fährstelle nach Ketzin.

Während wir die Gänsewiesen und ihren Rastplatz passierten, trompeteten zahlreiche Kraniche am Himmel. Im Unterholz zirpten die Libellen und Wildgänse machten ihren Unmut über unser spätes Erscheinen lautstark durch ihr Schnattern kund. Die Feuchtwiesen sind ein Eldorado für Zugvögel, die hier eine Pause einlegen, darunter Gänse, Enten, Kraniche, Schwäne sowie zahlreiche Wat- und Singvögel.

 

Mondaufgang an den Gänsewiesen

Am Horizont erschien in Laufrichtung plötzlich eine kleine rosarote Wolke und kündigte den für 21:15 Uhr aufgehenden Vollmond an. Heute sollten wir kurz darauf in den Genuss eines magischen Naturspektakels, eines ganz besonderen Himmelsphänomens kommen.

Der ‚Störmond‘ heißt auch ‚Blauer Mond‘. Es ist ein traditioneller Name für den Vollmond im August, der von den amerikanischen Ureinwohnern der Großen Seen-Region stammt. Er bezieht sich auf die Zeit, in der Störe leicht zu fangen waren. Zu unserem Wanderevent traf er auf eine 6-Planeten-Konstellation von Saturn, Venus, Jupiter, Merkur und die Perseiden, die uns Sternschnuppen bescherten.

 

In Höhe der Phöbener Havel-Bacharelle

Vorbei am Göttinsee und entlang der Phöbener Havel-Bacharelle, weiter an Reiterhöfen und am Anglerheim, kam um 22:45 Uhr langsam das verdiente Ziel unserer heutigen Wanderung in Sicht: Phöben mit seiner einzigartigen Dorfkirche.

Hier erfolgte die Verabschiedung der Wanderteilnehmer, die sich allesamt unter dem Eindruck der vielfältigen Erlebnisse und Phänomene ausgesprochen erfreut äußerten und mit den auf uns wartenden Autos von hier die Heimfahrt antraten.

 

Verabschiedung der Wandergäste an der Dorfkirche Phöben

Das abschließende Foto von der Dorfkirche Phöben vermittelt vor dem klaren Himmel, der mit zahlreichen Sternen dekoriert ist, einen Eindruck von diesem gelungenen Wanderevent, das trotz Dunkelheit ohne jeden Zwischenfall beendet werden konnte.

Weitere Impressionen finden sich in der Aufzeichnung der Tour bei komoot: https://www.komoot.com/de-de/tour/2479024899

Bernd F. Bernhard
Zertifizierter DWV-Wanderführer®
Zertifizierter Natur- und Landschaftsführer (BANU)
Spezialisiert auf Mehrtages-, Nacht- und Radwanderungen