Unmittelbar am westlichen Rand des sachsen-anhaltinischen Vorflämings gelegen, startete bei bestem Wanderwetter unsere ‚Grüne Runde durch Magdeburg‘. Ein besonderer Dank gebührt Wanderfreund Steffen Hauser/ Wanderfeeling, der schon vor Jahren die Spur gelegt hatte und die ich nur etwas nach meinen Vorstellungen ummodellieren musste.

Dreizehn neugierige und wissbegierige Wanderinnen und Wanderer aus Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt machten sich mit mir kurz nach 10:00 Uhr auf den gut 20 Kilometer langen Weg, der uns überwiegend durch die Gärten und Parkanlagen der ‚Ottostadt‘ mit ihrer großen Historie führen sollte.

Am ‚Stabwerk‘ noch schnell aufs Gruppenfoto

Hier residierte in seiner Lieblingspfalz nicht nur der erste Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Otto I. Die Geschichte Magdeburgs reicht von der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg bis zur preußischen Festung und darüber hinaus.

Hier gehts zur Chronik der Stadt: magdeburger-chronist.de/md-chronik/ch-1500.html

Vor uns lag die folgende Wegstrecke: Hundertwasserhaus – Magdeburger Dom – Klosterbergegarten – Rotehornpark – Elbauenpark – Riesenseilrutsche – Elbuferpromenade – Ulrichplatz.

Kurz nach dem Bahnhof entstand unser erstes Gruppenfoto am Kunstobjekt ‚Stabwerk‘. Die ‚Grüne Zitadelle‘ ließ nicht auf sich warten. Sie ist das letzte Werk an dem Friedensreich Hundertwasser vor seinem Tod gearbeitet hat und wurde 2005 fertiggestellt. Diverse Geschäfte, Lokale und ein Hotel sind hier ansässig. Der Name bezieht sich auf die Begrünung und das mit Gras bewachsene Dach.

Grüne Zitadelle Magdeburg

Wir umrundeten das Hundertwasserhaus und gelangten zum Domplatz mit dem Landtag von Sachsen-Anhalt, dessen historisches Gebäude einst die Fachschule für Wasserwirtschaft beherbergte. Vorbei an den Wasserspielen kam der Dom von Magdeburg, auch Dom St. Mauritius und Katharina genannt, in Sicht. Leider war der Besuch auf Grund einer Taufe für uns nicht möglich. Vorhandene Bilder meiner Vorwanderung habe ich bei komoot eingefügt.

Im Hintergrund der Landtag von Sachsen-Anhalt

Über den Garten der Möllenvogtei und dem Fürstenwall näherten wir uns der freigelegten Festung Cleve. Der weitere Weg führte uns zur Elbuferpromenade an den Elbstufen und dem trockengelegenen Domfelsen. Der Elbuferpromenade folgend, trafen wir nach dem Kunstwerk ‚Der Zeitzähler‘ auf die historische Hubbrücke und ihrem Wasserturm. Sie ist eine der ältesten Hubbrücken Deutschlands und wurde 1848 als Eisenbahnbrücke gebaut. Der Brückenüberbau ließ sich komplett elektrisch oder gar von Hand heben oder senken.

Seitenportal vom Dom St. Mauritius und Katharina

Mit dem Klosterbergegarten betraten wir den ersten Landschaftsgarten. Uns begrüßte gleich am Eingang der Froschbrunnen. Über Stufen hinab, standen wir schließlich vor der Anne-Frank-Stele, die das Leben von ihr widerspiegelt.

Vorbei an einem renaturierten Teich durchquerten wir den Klosterbergegarten bis zu den Gruson-Gewächshäusern. Das Erbe vom Pflanzensammler und Maschinenbauunternehmer Hermann Gruson wird von einem Förderverein fortgeführt. Die Gewächshäuser beherbergen über 4.500 exotische Pflanzenarten.

Historische Hubbrücke über die Elbe in Magdeburg

Am zur Einkehr verlockenden Elbelandhaus vorbei, kehrten wir zurück zur Stromelbe und begaben uns über die Sternbrücke auf die Elbinsel, eingebettet zwischen Stromelbe und ‚Alter Elbe‘. Dabei begegneten wir dem Museumsschiff ‚Württemberg‘, einem historischen Raddampfer.

Im Stadtpark Rotehorn, vis-à-vis der Marieninsel mit ihrem Venustempel, rasteten wir kurz, um uns mit Rucksackverpflegung zu stärken. Ein herrlicher Blick auf die ‚Taube Elbe‘ mit ihrem Adolf-Mittag-See, auf dem Tretboote ihre Kreise zogen, bot sich uns dar. Nachdem wir die Grünanlagen vom Rotehornpark durchquert hatten, wechselten wir über die Rotehornbrücke zum Ortsteil Cracau. Es war ein trauriger Anblick, der sich bei Sicht auf das örtliche Wehr (Wasserfall) und die fast trockengefallene ‚Alte Elbe‘ bot, die kaum Wasser führte.

Venustempel auf der Marieninsel im Adolf-Mittag-See

Auf dem Deich entlang und parallel zur Büchnerstraße näherten wir uns dem Heumarkt, der noch immer einer großen Baustelle gleicht. Ein Blick nach links zeigte uns die imposante Kaiser-Otto-Brücke. Weiter liefen wir an der ‚Alten Elbe‘ entlang und parallel zur Turmschanzenstraße. Hier passierten wir die ehem. Pionierkaserne, heute Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit. Kurz darauf erreichten wir das Ministerium für Infrastruktur und Digitales in der früheren Angerkaserne.

Trockengefallene ‚Alte Elbe‘

Wir standen dann unmittelbar vor dem mit Stacheldraht und unzähligen Kameras gesicherten, millionenschweren temporären Neubau eines ‚Gerichtsgebäudes‘, das extra für den Anschlagsprozess errichtet wurde. 2.000 Quadratmeter groß, Platz für 700 Menschen, höchste Sicherheitsstandards. Die Dimension des Anschlags vom 20. Dezember 2024, mit sechs Toten und 327 teils Schwerstverletzten, machte diese Ausgaben notwendig.

Über die Herrenkrugstraße erreichten wir das BUGA-Gelände von 1999: den Elbauenpark. Er empfing uns mit traumhaft schönen Blumenrabatten, die sich über das weite Gelände verteilten. Jahreszeitlich dominierten die unterschiedlichsten Dalienvarianten. Aber auch die sich im Wind wiegenden Ziergräser und Hibiskusarten ließen die Sinne rotieren.

Blumenrabatten im Elbauenpark

Durch unsere Besucherzahl konnte ich ein verbilligtes Gruppenticket für 7,- €/Pers. an der Hauptkasse erhalten. Damit uns genügend Zeit verblieb, um den Jahrtausendturm ausgiebig in Augenschein zu nehmen, verkürzte ich die Runde durch das 93 Hektar große Areal in Bezug auf meine Vorwanderung ein wenig. So ließen wir u. a. das Schmetterlingshaus, den Streichelzoo und die Besteigung der früheren, jetzt rekultivierten Deponie mit ihrem Aussichtspunkt und der Sommerrodelbahn unbeachtet.

Rotblättriger Hibiskus

Wir wanderten entlang des Kletterturms, der Klanginstallation und der dekorativen Seebühne, um direkt über den Brückensteg zum gegenüberliegenden Teil des Elbauenparks zu gelangen. Hier befinden sich neben der Hauptattraktion, dem Jahrtausendturm, ein Kletterpark, der Rutschenturm und die ElbauenZip, zu Deutsch Seilrutsche. Sie startet von der Plattform des Jahrtausendturms und erreicht bei ihrer Fahrt über den ‚Kleinen Cracauer Anger‘ bis zu 55 km/h. Erst nach 437 Metern hat man wieder festen Boden unter den Füßen.

Seebühne im Elbauenpark

„Das Wahrzeichen des Elbauenparks, der Jahrtausendturm [eine Holz-Leimbinder-Konstruktion] bietet nicht nur einen imposanten Anblick und eine Aussicht über den Park und die Stadt, er beherbergt auch eine spannende Ausstellung über 6.000 Jahre Menschheits- und Technikgeschichte. Daneben gibt es noch wechselnde Sonderausstellungen. Aktuell begeistert die interaktive Sonderausstellung ‚Faszination Mensch – Eine staunenswerte Expedition in deinen Körper'“. (Zitat/Quelle: elbauenpark.de/de/attraktion/jahrtausendturm)

Gruppenfoto vor Jahrtausendturm

Hier werden auf 300 Quadratmetern die Zusammenhänge von Anatomie, Physiologie und Psychologie für alle Altersgruppen nachvollziehbar. An über 30 interaktiven Stationen lässt sich Ausprobieren und Staunen.

Beim Verlassen des Elbauenparks warfen wir noch einen Blick auf die NEMO Bade- Sauna- und Wellnesswelt. Über die Friedensbrücke und die Jerusalembrücke, vorbei am Café del Sol, überquerten wir die ‚Alte Elbe‘ und die Stromelbe. Auf der Nashvillepromenade lassen sich die Zeugnisse der einstigen Festungsanlage Magdeburgs bewundern. Vis-à-vis von Petriförder kann eine historische Kanone an der Mauer der Stadtbefestigung besichtigt werden. Gegenüber befindet sich die ehem. ‚Lukasklause‘, heute das Otto-von-Guericke-Museum.

Historische Kanone der Stadtbefestigung am Petriförder

Wir orientierten uns nun wieder direkt zum Elbufer und liefen über Petriförder und Elbuferpromenade in Richtung Ernst-Reuter-Allee. Hier bogen wir in die Johannisbergstraße ab, umrundeten die St.-Johannis-Kirche mit ihrem Lutherdenkmal und der provisorischen Gedenkstätte vor ihrem Portal. Am Alten Markt gedachten wir mit einer Schweigeminute der sechs Getöteten und hunderten Verletzten des Anschlages auf den Weihnachtsmarkt von 2024.

Das Alte Rathaus mit seinem Roland und dem vergoldeten Magdeburger Reiter nahmen wir in gedrückter Stimmung wahr.

Magdeburger Reiter am Alten Markt

Das Dalmcija-Restaurant unweit des Doms, bei dem ich Plätze zur Einkehr reserviert hatte, erreichten wir minutiös pünktlich um 17:00 Uhr. Ein Foto meiner Armbanduhr dient als Beweis. Hier stärkten wir uns nach einer erlebnisreichen und teilweise auch recht fordernden Tageswanderung und füllten die Energiespeicher wieder auf.

Der vom Wirt zum Abschied kredenzte süffige ‚Julischka‘, ein Getränk aus Sliwowitz und Kruškovac, ließ uns den leicht verkürzten Weg zum Hautbahnhof beschwingt absolvieren. So erreichten wir gut gelaunt, die angestrebte Zugverbindung für unsere Heimreise.

Die Aufzeichnung bei komoot wartet mit weiteren Impressionen zu dieser Tour auf:  https://www.komoot.com/de-de/tour/2561064358 

Bernd F. Bernhard
Zertifizierter DWV-Wanderführer®
Zertifizierter Natur- und Landschaftsführer (BANU)
Spezialisiert auf Mehrtages-, Nacht- und Radwanderungen