Wir bewegten uns heute auch auf einem Teil des Europaradwegs R1, der von London bis nach Moskau reicht und auf mehr als 5.100 Kilometern Menschen, Natur und Kultur aus zehn europäischen Ländern verbindet, die da sind: Großbritannien, Frankreich, Belgien, Niederlande, Deutschland, Polen, Litauen, Lettland, Estland und Russland.
Der hier parallel führende Radweg ‚Deutsche Einheit‘ führt auf einer rund 1.100 km langen Strecke durch sieben Bundesländer – von der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn über Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg bis nach Berlin.

Fronleichnamskapelle und Stadtkirche St. Marien
Auf unserer kleinen Stadtrundfahrt in der Lutherstadt Wittenberg, der Wiege der Reformation, kamen wir u. a. am Lutherhaus, den Cranach-Höfen, der Fronleichnamskapelle, der Schlosskirche mit ihren 95 Thesen Luthers und dem Schloss Wittenberg vorbei.
Über den ‚Kleinen Rischelbach‘ und die Juristenstraße verließen wir Wittenberg in nördlicher Richtung. Unsere Radwanderung sollte uns fortan durch eine herrliche Naturlandschaft und kleine kulturell geprägte Orte führen. Eine bezaubernde Radtour, die ich jedem guten Gewissens zum Nachradeln empfehlen kann, lag vor uns.

Sensationeller Radweg zwischen den Ländern…
Durch das sachsen-anhaltinische Grabo führte der Weg weiter über Berkau und die Landesgrenze ins brandenburgische Klein Marzehns. So gelangten wir zum ‚Naturparkzentum Hoher Fläming‘ in Raben, wo wir auf einer gemütlichen Sitzgruppe im Freien eine kleine Auszeit nahmen und Teilnehmer sich mit Tourenprospekten, aber auch mit frischem Öko-Obst eindecken konnten.

Naturparkzentrum in Raben
Wir durchfuhren das brandenburgische Grubo und begaben uns in der Brautrummel auf die Suche nach dem dortigen ‚Riesenstein‘. Eine zeitraubende Angelegenheit, um den ausgesprochen langen und breiten, aber nicht sehr hohen Riesenstein, der sich eingerahmt von einem vertrockneten Sonnenblumenfeld in rechter Hand der Brautrummel versteckte, zu finden. Letztlich wurden wir fündig.

Riesenstein…
Über den Malerradweg parallel zur K 6926, vorbei an Bergholz (ohne Rehbrücke), erreichten wir Bad Belzig und gelangten über die Burgpromenade zu der mystischen Holzfigur der Weißen Frau von Carsten Tarrach, die sich vor der Festungsanlage der Burg Eisenhardt präsentiert.

Festungsanlage Burg Eisenhardt
Nach einer Runde durch die Belziger Altstadt mit ihrem Alten Rathaus und entlang am Landratsamt von Potsdam-Mittelmark, nahmen wir Kurs in Richtung Springbachmühle. So fuhren wir über den Stadtgraben und die Weitzgrunder Straße, vorbei am Stadionteich und trafen in Höhe vom Kurpark auf ein schier endlos wirkendes Feld von blühendem Ackerrettich.

Endlose Felder von blühendem Ackerrettich
Über den Mühlenweg, vorbei am Kalkloch, kamen wir schließlich zum hervorragend restaurierten Gasthaus in einer ehemaligen Wassermühle, der sogenannten Springbachmühle, wo wir uns ausgiebig stärkten.

Springbachmühle…
Die Weiterfahrt führte dann zur B 102 und über Schwanebeck, mit seiner aus dem 14. Jahrhundert stammenden Dorfkirche, kam Baitz auf unserem Weg. Nun ging es hinauf zu einem schönen Rastplatz mit Blick über die ‚Belziger Landschaftswiesen‘ mit ihrem Großtrappen-Schutzgebiet. Hier bewegten wir uns gleichzeitig auf drei markanten Radwegen; dem Radweg ‚Tour Brandenburg‘, dem ‚Europaradweg‘ und dem Radweg ‚Deutsche Einheit‘.

Unzählige Schafe und Ziegen am Wegesrand
Es folgte Trebitz mit der Querung der Plane und entlang der Kleinen Plane, mit ihren künstlerisch gestalteten Holzskulpturen von Hermann Strübing, kamen wir nach Brück. Hier statteten wir dem Amt Brück mit seinem auf dem Vorplatz thronenden ‚Baum der Einheit‘ einen Besuch ab, bevor wir die kursächsische Postmeilensäule und das älteste Haus von Brück ansteuerten.

Ältestes Haus von Brück
Rechtzeitig zur Eröffnung des neuen Stadttores, das nach dem Vorbild des ehemaligen ‚Berliner Tors‘ am Ortsausgang in Richtung Beelitz errichtet wurde und während der laufenden Feierlichkeiten unter Teilnahme des Landrates, passierten wir das Tor. Hinter Schlossbusch erreichten wir Neuendorf und fuhren wieder hinauf auf den R1, der uns durch herrlichen Kiefernwald nach Borkheide führte, wo ich die Teilnehmer am örtlichen Bahnhof verabschiedete.

Offizielle Eröffnung des mit Sponsorengeldern neu errichteten Brücker Stadttores durch den Landrat
Auf Grund der allgemeinen Begeisterung über die Streckenführung, versprach ich spontan im kommenden Jahr bei blühenden Rapsfeldern im Mai diese Radwanderung durch den Hohen Fläming zwischen Sachsen-Anhalt und Brandenburg nochmals anzubieten.
Ich gehe davon aus, dass die direkte Bahnverbindung von Berlin nach Wittenberg mit dem RE3 dann auch wieder bedient wird. Die umständliche Anreise mit dem RE7 über Roßlau, mit Umstieg nach Wittenberg, hat doch leider recht viele Interessenten verprellt. Deshalb geht mein ganz großes Dankeschön an Brigitte und Burkhardt, die im fortgeschrittenen Alter sogar vom östlichen Rand Berlins über mehr als drei Stunden anreisten, um mir mit ihrer Teilnahme die Ehre zu erweisen.
Weitere Impressionen finden sich in der Aufzeichnung der Tour bei komoot: https://www.komoot.com/de-de/tour/2602716967
Bernd F. Bernhard
Zertifizierter DWV-Wanderführer®
Zertifizierter Natur- und Landschaftsführer (BANU)
Spezialisiert auf Mehrtages-, Nacht- und Radwanderungen