Anlässlich des Tages der Deutschen Einheit, der sich 2025 zum 35. Male jährte, lud der Märkische Wanderbund Fläming-Havelland am 03. Oktober zu einer Radwanderung auf der letzten Wegetappe des in 20 Abschnitten unterteilten Radweges der Deutschen Einheit ein… Radelfreunde, die mich bereits Tage zuvor auf der Etappe 19 von Wittenberg nach Borkheide begleitet hatten, absolvierten über die letzten beiden Etappen bis zum Ziel im Zentrum Berlins immerhin gut 150 Kilometer Wegstrecke.
Auch heute fuhren wir auf einem Teil des Europaradwegs R1, der von London bis nach Moskau reicht und auf mehr als 5.100 Kilometern Menschen, Natur und Kultur aus zehn europäischen Ländern verbindet, die da sind: Großbritannien, Frankreich, Belgien, Niederlande, Deutschland, Polen, Litauen, Lettland, Estland und Russland.
Der örtlich parallel führende Radweg ‚Deutsche Einheit‘ führt auf einer rund 1.100 km langen Strecke durch sieben Bundesländer – von der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn über Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg bis nach Berlin.
Gleich am Start, wo ich Gäste aus Köpenick, Hellersdorf, Rangsdorf und sogar aus Bitterfeld begrüßen konnte, steuerten wir das nahegelegene Hans-Grade-Museum an. Die unter einer deutschen Crew spektakulär auf einer unbefestigten Waldwiese gelandete Iljuschin Il-18, die nach nur 500m zum Stehen gebracht wurde, konnte hier besichtigt werden.

Iljuschin Il-18 in Borkheide
Über den schönen asphaltierten Waldweg vom R1, der leider immer wieder durch Wurzelaufbrüche Schaden nimmt und an dessen Bahnseite jüngst sämtlicher Baumbestand aus Sicherheitsgründen von der DB gerodet wurde, näherten wir uns der einstigen Lungenheilstätte in Beelitz. Außer, dass hier der an Leberkrebs erkrankte Erich Honecker seinen letzten Aufenthalt hatte, bevor er nach Moskau ausgeflogen wurde, ist dieser Ort weniger dafür bekannt, dass General Walther Wenk, als er in Ferch beim Kampf um Berlin nicht weiter kam, zusammen mit der Infanteriedivision Scharnhorst 3000 Verwundete und das Personal der Heilstätten mit einem Transport in Richtung Westen retten konnte.
Wir überquerten die Autobahnbrücken der A9 sowie der A10 und kamen zum idyllischen Malerort Ferch am Schwielowsee. Am Nordufer entlang folgten wir dem Schwielow in Richtung Geltow. Dabei stand nach einer Begegnung mit einer Bisonherde und der Umfahrung des Haussees noch eine Stippvisite am Petzower Schloss an, wo wir eine kleine Pause einlegten. An der Baumgartenbrücke erwartete uns eine kurze, aber steile Abfahrt hinab ans Seeufer, um weiter am Nordufer des Petzin- und Templiner Sees in Richtung Potsdam zu radeln.

Am Schloss Petzow
Fast immer hautnah am Ufer der Havel entlang, erreichten wir den malerisch gelegenen Campingpark Sanssouci, den wir durchquerten. Es folgte der Olympiastützpunkt Brandenburg und der Musikpavillon, bis wir zum Fotoshooting am Dampfmaschinenhaus, erbaut im Stile einer Moschee, einen Stopp einlegten.
Über die Schopenhauer- und Lindenstraße, vorbei an der dortigen Gedenkstätte für Opfer von politischer Gewalt, kamen wir zum Jägertor, dem dann auf dem weiteren Wege das Nauener Tor folgte. Nun näherten wir uns dem ‚Heiliger See‘, wo uns ein weiter Blick bis zum Marmorpalais in den ‚Neuen Gärten‘ begeisterte.

Jägertor in Potsdam
Über die geschichtsträchtige Glienicker Brücke wechselten wir von Brandenburg hinüber in das Bundesland Berlin und dem Glienicker Park. Vom Krughorn warfen wir einen Blick auf die Sacrower Heilandskirche und vom Appelhorn konnten wir das Schloss Pfaueninsel, ein historisches Lustschloss auf der gleichnamigen Insel inmitten der Havel, erblicken.
Die durch den Wald verlaufende, im 19. Jahrhundert errichtete Pfaueninselchaussee brachte uns über die Königsstraße zur Alsensiedlung in Höhe vom Großen und Kleinen Wannsee. Die Alsensiedlung war einst eine noble Berliner Kolonie mit Parkanlage und prachtvollen Villen, von denen nur noch ein geringer Teil vorhanden ist. Sie wurde 1863 vom Bankier Wilhelm Conrad gegründet.

Blick vom Krughorn zur Heilandskirche in Sacrow
Unser Weg führte vorbei am Bahnhof Wannsee zur ‚Spinnerbrücke‘, dem örtlichen Treffpunkt der Biker-Szene, die hier am Feiertag bei sonnigem Wetter exorbitant hoch anzutreffen war. Man gewann den Eindruck, dass mangels Parkgelegenheit die Maschinen demnächst gestapelt werden müssten, denn immer mehr stießen hinzu. Damit war für uns das Thema einer möglichen kurzen Einkehr spontan vom Tisch. Und überhaupt: die Ruhe, die uns durch die Wälder und auch entlang der Havel begleitete, verflüchtigte sich schon am Rande der Großstadt rasant.

Blick vom Appelhorn auf das Schloss Pfaueninsel
Die Havelchaussee zeigte sich jedoch schon wieder etwas ruhiger und so radelten wir mal bergauf, mal bergab mit dem Ziel ‚Ausflugsgaststätte Kaisergarten‘ zu Fuße des Grunewald- bzw. Kaiser-Wilhelms-Turms. Der letzte steile, nicht enden wollende Anstieg auf den Karlsberg forderte insbesondere unserem ‚Bio-Biker‘ so manchen Tribut ab. Die Belohnung war dann ein sonniges Plätzchen mit Blick auf die silbern schimmernde Havel bei Kaffee und Kuchen in gemütlicher Runde.

Im Kaisergarten am Fuß des Grunewaldturms mit Blick auf Havel und den Schäferberg
Auch eine rasante Abfahrt jenseits des Karlsberges mit knapp 50 km/h war nochmals Entschädigung für den vorherigen schweren Anstieg. Am Postfenn stellten wir auf meinen Vorschlag hin die ‘Weichen‘ und verließen die vorgesehene Wegstrecke des Radweges Deutsche Einheit, da ich auf der West-Ost-Tangente, über Heerstraße, Kaiserdamm, Bismarckstraße und Großer Stern zum Brandenburger Tor, mit einem großen Verkehrsaufkommen anlässlich der Festivitäten rechnete.
Der nun von uns befahrene Weg bis zum Ende der Havelchaussee und darüber hinaus nach Ruhleben und entlang am Spreeufer war bereits manchem meiner Begleiter von der Radtour ‚Falkensee nach Erkner‘ bekannt. So kamen wir über den Knüppeldamm, immer am Ufer der Spree entlang, hinein in den gut besuchten Schlosspark Charlottenburg und ließen uns natürlich nicht nehmen, von der ‚Hohe Brücke‘ über den Karpfenteich einen Blick auf das immer wieder imposante Schloss Charlottenburg zu werfen.

Karpfenteich und Schloss Charlottenburg
Am Schloss Bellevue wendeten wir uns dem anderen Spreeufer zu und gelangten über den Radweg der John-Foster-Dullas-Allee zum Haus der Kulturen der Welt, der ‚Schwangeren Auster‘, wo sich anlässlich einer Ausstellung ein sogenanntes ‚Kunstwerk‘ namens ‚Scooternest‘ in Form von gestapelten E-Scootern neuerdings in Szene setzt. Immerhin besser so versorgt, als im Spreewasser zu landen.
In Höhe vom ‚Tipi‘, unweit des Hauptbahnhofes und nicht weit vom Bahnhof Friedrichstraße entfernt, verabschiedete sich die Gruppe nach gut 76 gemeinsam gefahrenen Kilometern voneinander, um individuell die Heimreise anzutreten. Vielen schwirrte der Kopf von den unzähligen Eindrücken und Erlebnissen sowie den landschaftlichen, wie kulturellen Abwechslungen auf der zurückgelegten Wegstrecke. Dankbar registrierte ich, dass man sich nach der nächsten Radtour erkundigte und sich darauf bereits zu freuen schien.

Haus der Kulturen der Welt, früher Kongresshalle oder ‚Schwangere Auster‘
Weitere Impressionen finden sich in der Aufzeichnung der Tour bei komoot: https://www.komoot.com/de-de/tour/2614590040
Bernd F. Bernhard
Zertifizierter DWV-Wanderführer®
Zertifizierter Natur- und Landschaftsführer (BANU)
Spezialisiert auf Mehrtages-, Nacht- und Radwanderungen